Die Touristeninformation in Ljubljana ist mit der »free map for young travellers« auf internationalen Hipster-Besuch vorbereitet. Auf der einen Seite sind unter dem Motto »Ljubljana by day« Sehenswürdigkeiten, Cafés, Buch- und Plattenläden auf dem Stadtplan eingezeichnet. Abends bietet die Rückseite »Ljubljana by night« genau den gleichen Plan mit anderen Markierungen: Kinos, Theater, Bars, Clubs und »Revolution – every night, every time« im AKC Metelkova. Weil die Innenstadt überschaubar ist, passen noch weitere Informationen auf das Faltblatt. »5 minutes of history« beginnt mit der mythologischen Stadtgründung und den ersten Holzhaussiedlungen und heizt dann mit den in Satzhäppchen verpackten Stichwörtern Habsburger, Laibach, Barock, Renaissance, Napoleon und Unabhängigkeit durch die Jahrhunderte. Die Weltkriege sind nicht hip, es gibt nur die Zeit dazwischen und danach. Die Rubrik »Act like a local« preist die beiden prominenten slowenischen Biersorten mit dem Satz »in Slovenia we drink Laško and piss Union« und die Nationalhymne, weil sie nicht Slowenien über alles in der Welt stelle, sondern mehr so den »Let’s have a toast«-Vibe verbreite. »Brave boys and girls« werden eindringlich vor einem Bad im Fluss gewarnt und mit folgenden Souvenirempfehlungen versorgt: Schokoladenbällchen für die Freundin und Comics für den Freund. Backlash ist leider hip. Für Pärchen, die gemeinsam reisen oder sich gerade im Hostel gefunden haben, sind »kissing spots« eingezeichnet. Erstaunlicherweise auf dem Tagesplan. Die Recherche vor Ort ergab, dass außer mir kein Mensch zu irgendwelchen romantischen Orten wandert, nur weil niedliche Herzchen auf einem Plan stehen. An einem der sieben »kissing spots« saßen Teenager, die vermutlich die Schule schwänzten. Aber geknutscht wird in Ljubljana eher abends und dort, wo es gerade sein muss. Verliebte Lesben standen eng umschlungen vor dem A-Infoshop herum und ein Hetenpärchen wurde im Park vor dem Kongressgebäude (kein offizieller spot) beim Herumrollen im Gras gesichtet.
