Lest Hölderlin!

Der letzte linke Student erfrecht sich. Wie erfrecht sich der letzte linke Student? Er erfrecht sich, indem er die Literatur neu ordnet.
Warum tut er das? Weil es sein muss. Denn: wir wissen: die Literatur hat eine Geschichte. Aber: die Geschichte der Literatur ist auch immer eine Geschichte der Herrschaft. Eigentlich: müssten die Deutschen JMR Lenz lieben. Oder Kleist. Doch: sie lieben stattdessen Goethe. Warum lieben die Deutschen Goethe? Weil Goethe Lenz ermordet hat. Das wusste schon Büchner. Und Kleist? Warum lieben die Deutschen Kleist nicht? Weil Goethe Kleist in den Selbstmord getrieben hat. Daher sind Kleist und Lenz heute total vergessen. Und Hölderlin? Hölderlin auch. Selbst Büchner ist heute total vergessen. Warum? Weil Eichendorff ihn vernichtet hat. Just so: wie Hitler Heine vernichtet hat. Just so: wie die Gruppe 47 Martin Mosebach vernichtet hat. Der letzte linke Student aber weiß: eigentlich wollen die Deutschen viel lieber Lenz als Goethe lesen. Lieber Herwegh als Stifter. Lieber Heym als Hauptmann. Doch: die Deutschen wissen gar nicht, wer Heym, Hölderlin und Herwegh sind.
Daher muss der letzte linke Student die Literaturgeschichte neu schreiben. Er muss: den Kanon bekämpfen! Denn der Kanon: ist ein Machtwerkzeug der Herrschaftsgläubigen. Herwegh aber, Hölderlin und Heimito von Doderer, diese will der Deutsche eigentlich lesen. Denn diese: empfanden ihre Literatur aus sich selbst heraus. Sie waren Revolutionäre! Selbst wenn sie: nicht immer Linke waren. Daher also bekämpft nun der letzte linke Student den Kanon. Er befreit die Literatur aus dem Korsett der Herrschaft. Er lässt alles zu. Und: alle! Und auch wir sollten alles zulassen, denn ist der Geist erstmal willig, ist der Kanon ganz schwach!