Teuflisch deutscher Papst

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»Eine gute und kluge Rede«, fand Andrea Nahles, und auch die Grünen fühlten sich gepauchpinselt, weil der Papst im Bundestag irgendwas mit Natur gesagt hatte. So umstritten vorher war, dass der Papst reden sollte, so freundlich fiel die Reaktion auf diese Rede aus. Und das, obwohl der Papst nichts weniger tat, als mitten im Parlament den Gottesstaat anzupreisen. Dezidiert erklärte er, weshalb er nicht viel vom Rechtsstaat hält. Das allerdings rhetorisch derart ausgebufft und mit schläfrig-sanfter Stimme vorgetragen, dass es offenbar niemandem auffiel. Der Trick geht so: Erst lobt er den Rechtstaat und das Recht. »Nimm das Recht weg, was ist dann ein Staat noch anderes, als eine große Räuberbande«, zitiert er Augustinus. Dann erklärt er, was er unter Recht versteht, und dass dies nicht mit der Rechtslage deckungsgleich sein müsse. »Wie erkennen wir, was Recht ist?« fragt er scheinheilig und ist keinesfalls der Meinung, dass man die Antwort in den Gesetzestexten findet. Und demokratische Mehrheitsentscheidungen seien ja auch nicht immer hilfreich. Wenn man gezwungen wäre, unter gottlosen Gesetzen zu leben, so Benedikt, dann sei es rechtens, gegen diese Gesetze zu verstoßen. Dass es dem Papst bei dieser Verteufelung des Rechtsstaats nicht um besetze Häuser oder ums Kiffen geht, dürfte klar sein. Er redet vielmehr dem Gottesstaat das Wort. Bevor dies jemandem auffällt, kommt der perfideste Dreh. Die »Widerstandskämpfer gegen das Naziregime« hätten aus demselben Grund zu Recht gegen geltendes Recht verstoßen. Darauf muss man erstmal kommen: Mit dem Antifaschismus für den religiösen Fundamentalismus und gegen die Demokratie – nie war ein Papst deutscher. Der Gottesmann verfügt über teuflische Perfidie. Dass er mit seiner vermeintlichen Anbiederung an die Ökologiebewegung in Wirklichkeit nur die »Natur des Menschen« gegen Homosexualität und Abtreibung in Stellung brachte, hat ihm ebenfalls kaum jemand angelastet. Recht hat am Ende die Bild-Zeitung, nämlich wenn sie »Wir sind Papst!« sagt.