Home Story

Wenn wir ins Ausland fahren und dort unsere Sonderausgabe produzieren, so wie jüngst in Slowenien, dann laden wir im Nachhinein gerne mal echte Diplomaten zur Blattkritik ein und hören uns ihre Meinung zu der Ausgabe an. Das hat keine tiefere Bedeutung, sondern ergibt sich meist irgendwie aus den Kontakten, die im Voraus bei der Reiseplanung entstanden sind. Der israelische Gesandte fuhr seinerzeit mit zwei schwarzen Staatskarossen und Bodyguards vor unsere Kreuzberger Fabriketage vor, nachdem BKA-Beamte die Sicherheitslage überprüft hatten. Der zyprische Botschaftsrat kam ohne Entourage und war froh, dass man bei uns rauchen durfte. Nun war der slowenische Botschaftssekretär hier und gab sich ausgesprochen locker. Vor allem lobte er unsere Auslandsausgabe über den grünen Klee. Aber er hatte auch ein paar kritische Anmerkungen, etwa, dass bei der Schreibweise der slowenischen Rubrikennamen einige völlig unerklärliche Sonderzeichen hineingerutscht waren.
Dass der Diplomat derart zufrieden war, hat uns natürlich zu denken gegeben. Waren wir zu unkritisch? Haben wir nicht genügend Stoff gegeben? Fehlte es an Polemik und Garstigkeit, an Schärfe, an Feuer? Oder sind die Slowenen, sogar wenn sie in diplomatischem Auftrag unterwegs sind, derart selbstkritisch, dass sie auch deutliche Kritik an den Missständen in ihrem Land zu schätzen wissen? Und ist dieser zuletzt geäußerte Gedanke nicht auch schon wieder eine Verklärung? Vielleicht ist es ja auch ganz anders, nämlich so: Der Diplomat war einfach diplomatisch. Andererseits haben uns inzwischen mehrere der wenigen in Berlin lebenden Slowenen zu der Ausgabe gratuliert, auch solche, die nicht im Dienste ihro Majestät, der gestürzten slowenischen Minderheitsregierung, stehen.
Diplomatie ist allerdings gefragt, wenn über Kaffee geredet wird. Sonst ist die Geschäftsführung beleidigt. Nachdem die gute alte Brewmatic nach gefühlt zwei Jahrhunderten Dauerbetrieb den Kaffeelöffel endgültig abgegeben hatte, haben sich die Chefinnen nämlich nicht lumpen lassen und bei Ebay einen »Vollautomat« (gebraucht) ersteigert und in unsere Betriebsküche gestellt. Inzwischen trauen sich einige Kolleginnen und Kollegen, das Gebräu daraus zu trinken, andere machen nach einem ersten Test und folgendem Geschmacksschock einen großen Bogen um das merkwürdige Gerät, von dem man nicht einmal mit Gewissheit weiß, ob es eigentlich Filterkaffee oder Espresso braut. Sobald wir Näheres in Erfahrung gebracht haben, lassen wir es Sie wissen. Gegebenenfalls auch, wie Sie es von uns gewohnt sind, ganz undiplomatisch.