Eure Probleme hätten wir gern!

Des Salonmarxismus zeiht man jemanden, der bei Champagner und Lachsbrötchen über die Armen und Entrechteten parliert. Sahra Wagenknecht oder Oskar Lafontaine kommen beispielsweise dem Salonmarxismus sehr nahe. Noch lächerlicher als der Salonmarxist erscheint jedoch der Kulturprekäre, wenn er sich für die Arbeiterklasse, falls es die noch gibt, einsetzt. Selber krebst er an der Armutsgrenze knapp über Hartz herum, lebt von dem, was er sich so als »Freier« irgendwo zusammenklaubt. Für seine Belange gibt es keine Gewerkschaft, keine wirkliche Lobby, er vegetiert so vor sich hin in seinem irgendwie auch freiwillig gewählten Elend, und kein Hahn kräht nach ihm. Und dann kriegt er mit, dass es beispielsweise den Griechen so richtig an den Kragen gehen soll. Das möchte er auch empörend finden, doch wo soll die Solidarität denn eigentlich herkommen, wenn der griechische Arbeiter auch nach allen von Merkel verordneten Sparmaßnahmen und Gehaltskürzungen natürlich immer noch mehr verdient als er selbst im reichen Deutschland? Oder all diese würdelosen Bedingungen, gegen die wahlweise die Fluglotsen, die Apotheker, die Ärzte, die Lehrer, die Opel-Facharbeiter oder die SZ-Redakteure in den Ausstand treten: Der Kulturprekäre wünscht sich doch eigentlich bloß, einmal die Probleme dieser so gebeutelten sozialen Gruppen selbst zu haben. Mindestlohnforderer, Griechen und andere Zukurzgekommene: Auf uns könnt ihr bis auf Weiteres nicht zählen.