Twäng und knarz!

Einen Vorteil hat das Alter: Man hat bereits mehr aufregende Sachen erlebt als die Kleinen. Der Verfasser dieser CD-Kritik wird sich immer gern an die späten Achtziger und frühen Neunziger erinnern. An ein Nirvana-Konzert vor 50 Leuten oder an einen beherzt-aggressiv auf die Bühne kackenden GG Allin – und selbstverständlich an zwei legendär coole Auftritte der Chicagoer Band Urge Overkill.
Nash Kato (Gitarre, Gesang) und King Roeser (Bass, Gitarre, Gesang) waren die glamouröse Antithese zu den arg weinerlichen und permanent schlecht gelaunten Holzfällerhemden-Typen aus Seattle. In Seide gewandet, ließen sich Urge Overkill in Pferdekutschen durch die Stadt fahren, auf der Bühne schlürften sie Cham­pagner. Sie mochten Funkadelic, Cheap Trick und harten Rock. Mit der Coverversion von Neil Diamonds »Girl, You’ll Be A Woman Soon« (1992) wurden sie schließlich berühmt.
Die Freude des Wiederhörens nach 16 Jahren Pause ist durchaus groß. Schon deshalb, weil kein Mensch sonst auf die Idee gekommen wäre, heute ein Album wie »Rock & Roll Submarine« aufzunehmen. Es hängt dann auch viel Rauch in der sexy klingenden Stimme von King Roeser und ebenso viel Wumms liegt im kraftvollen Schlagzeugspiel. Die (Lead-)Gitarren werden breitbeinig bearbeitet, machen permanent »Twäng« und »Knarz« und scheinen mit einer gewissen Melancholie von Zeiten zu erzählen, für die selbst Kato und Roeser seinerzeit zu jung waren: von den frühen Blues-Rock-Siebzigern. Verdammt stoische Band.

Urge Overkill: Rock & Roll Submarine (UO Records/Cargo)