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Wulff, Wulff, Wulff. Knochen wegschnappen. Ans Bein pinkeln. Hechel, hechel, jaul. Es geht zu wie im Hundezwinger. Dabei gäbe es draußen vor der Gittertür doch so viele andere schöne Themen zu erschnüffeln und Reviere zu markieren. Aber die Jungle World macht ja schließlich auch »irgendwas mit Medien« und kann sich dem ganzen Gebelle und Gesülze um Bundespräsident Christian Wulff nicht entziehen. Eines hat sie den anderen jedoch voraus: Sie stellt die richtigen Fragen, wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Woche auf der Disko-Seite sehen können. Und das Inland kommt an dem Thema natürlich ebenso wenig vorbei. Immerhin weiß inzwischen jedes Schulkind, wie der deutsche Bundespräsident eigentlich heißt. Das kann bei diesem Amt nicht vorausgesetzt werden. »Wieso braucht (…) eine aufgeklärte Gesellschaft ein Staatsoberhaupt ohne wirkliche Befugnisse? Weil es für den notwendigen emotionalen Überschuss in der Politik sorgt«, beschrieb Felix Klopotek bereits vor anderthalb Jahren treffend das Aufgabenspektrum des deutschen Bundespräsidenten (»Wandelnde Staatsräson«, 23/10). Damals ging es noch um Horst Köhler – genau, den Grinseonkel aus der Titanic.
Nun gut, über andere, zumal Schwächere, herzuziehen, ist gemein. Wir sollten uns lieber an die eigene Nase fassen. Und da kommt nach gar nicht langer Suche Erschreckendes ans Licht. Dreist gab eine Kollegin zu, bereits Urlaub bei Freundinnen und Freunden gemacht zu haben, ohne einen einzigen Cent zu bezahlen. Und sie ist nicht die einzige! Das Motto »Wer braucht schon Freunde« verkommt zur hohlen Phrase. Während der Recherchereise nach Slowenien im vergangenen Jahr wurde sogar die gesamte anwesende Redaktion beim (unentgeltlichen!) Besuch bei der Verwandtschaft eines Kollegen mit Ćevapčići, Bier und Honiglikör bestochen, um eine positive Berichterstattung zu erwirken. Auch mit dem Verleihen von Geld unter Freundinnen und Freunden nehmen es die Kolleginnen und Kollegen nicht so genau. Glücklicherweise handelt es sich aufgrund der meist bescheidenen finanziellen Verhältnisse kaum um mehr als einstellige Beträge. Nach all den peinlichen Enthüllungen können wir Sie jedoch in einer Sache beruhigen: Von den täglich auf unserer Mailbox eingehenden Drohanrufen von Islamisten, Diktatoren und der sozialen Marktwirtschaft lassen wir uns nicht einschüchtern. Wir werden weiterhin furchtlos darüber zu berichten.