Jamaika rum

»Arme FDP. Ihr klebt das Pech an den Hacken«, kommentierte die Zeit das misslungene Dreikönigstreffen der Partei. Es lief schief, was nur schieflaufen konnte. Und das sogar schon, bevor es überhaupt angefangen hatte. In einem Interview mit dem Stern, das am 5. Januar, einem Tag vor dem Treffen der Partei erschien, sagte der designierte Generalsekretär Patrick Döring, Philipp Rösler sei ein »Wegmoderierer« und »kein Kämpfer«. Diese sicher freundschaftlich gemeinte Charakterisierung dürfte auf Rösler, der sich seit Weihnachten zurückgezogen hatte, um akribisch seine erste Dreikönigsrede als Parteivorsitzender vorzubereiten, nicht unbedingt aufbauend gewirkt haben. Dabei wollte er sich doch so gerne »mutmachend« (Zeit) präsentieren. Röslers Vorhaben scheiterte, obwohl er tapfer »Fortschrittsverweigerer, Pessimisten und Gutmenschen« attackierte. Resigniert konstatierte die Welt: »Das Hoffnungsträgerische ist aus Rhetorik und Habitus gewichen.« Dabei konnte Rösler während seiner Rede das Ausmaß des Desasters noch nicht einmal überblicken. Ausgerechnet in dem Moment, in dem er auf der Bühne die FDP als »unverzichtbar« bezeichnete, zückten viele im Stuttgarter Opernhaus ihre Smartphones, um eine Eilmeldung zu lesen: »Vertrauen, Stabilität und Handlungsfähigkeit« seien von dieser FDP nicht mehr zu erwarten, mit diesen Worten ließ die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die sogenannte Jamaika-Koalition platzen. Entwicklungsminister Dirk Niebel fand, das sei »ein sehr unfreundlicher Akt« von Kramp-Karrenbauer gewesen. Birgit Homburger stellte fest, dass ein »solcher Umgang in bürgerlichen Kreisen unüblich« sei. »Die Saarländer versauen Rösler den Aufbruch«, kommentierte die Süddeutsche Zeitung prosaisch. Ungewohnt poetisch erinnerte hingegen der Focus: »Jamaika war einst ein Kifferparadies, Reggae-Heimat von Bob Marley, Zufluchtsort für Aussteiger.« Kein Wunder, dass die FDP in diesem Paradies nicht klargekommen ist.