Das Ende

»Halt auf freier Strecke«. Andreas Dresen ist nun der Tabubrecher unter den Regisseuren. In »Wolke 9« hat er das heiße Eisen Sex im Alter an­gefasst und ganz viel ineinander verknotetes fahles Fleisch in Nahaufnahmen gezeigt. In seinem neuen Drama »Halt auf freier Strecke«, das noch im Kino zu sehen ist, geht es um den Tod, das Sterben, das Ende. Da winkt keine Hoffnung auf wenigstens ein klitzekleines Happy End. Zu Beginn wird die Diagnose bekanntgegeben: Hirntumor. Und von da an läuft der Countdown. Der naturalistisch dargestellte Verfall eines Kranken macht einen allerdings ein wenig ratlos. Man fragt sich, warum Dresen, wenn ihm schon so sehr am schnörkellos erzählten Todeskampf liegt, bei dem kein unschönes Detail ausgelassen werden soll, nicht gleich einen Dokumentarfilm gedreht hat. Denn das Dahinsiechen wird so quälend vor einem ausgebreitet, dass man als Zuschauer irgendwann zwangsläufig zu sich selbst sagt: Ist ja doch bloß ein Schauspieler, der so tut, als würde er sterben.   AHA