Unsterblich schön

Von Stephin Merritt zu reden, heißt, von seinem Lieblingsprojekt The Magnetic Fields zu sprechen – und somit von »69 Love Songs«. Vom Rolling Stone in die »Top 100 der Neunziger« gewählt, schuf der sympathische Eigenbrötler und bekennende Abba-Fan Merritt mit dieser Dreier-CD-Box 1999 eine der zauberhaftesten Kammermusik-Lo-Fi-Electropop-Platten weit und breit. Besser wurde er danach nicht mehr. Aber erzählen Sie das mal einem echten Fan!
Selbst die sammelwütigsten Liebhaber seines Gesamtwerks – Merritt ist auch Mastermind der Bands Future Bible Heroes, The 6ths und The Gothic Archies – können wieder fündig werden: Die CD »Obscurities« versammelt 14 Stücke, die bislang kaum zu bekommen waren. Oder überhaupt nicht. Wer hat schon die ganz frühen Magnetic-Fields-Singles? Oder superrare Kassettenaufnahmen? Von fünf bislang unveröffentlichten Songs ganz zu schweigen.
Wundersam eigensinnig und zum Sterben schön: die Synthie-Wassertropfen-Ballade »The Song From Venus« aus einem nicht nicht fertiggestellten Science-Fiction-Musical Merritts. Sagenhaft schwelgerisch ist das nahezu ausschließlich mit Ukulele eingespielte Liebeszaubergedicht »Forever And A Day«. Oder, ach, der große kleine Sixties-Pop-Shuffle-Hit »Yet Another Girl«. Immer phantasievoll arran­gierte, mitunter interessant dröhnende oder charmant rumpelnde Pop-Miniaturhymnen mit ausgezeichnetem Mitsumm-Potential, wohin man hört. Das Beste an »Obscurities« ist freilich, dass das Niveau von »69 Love Songs« kaum je unterschritten wird.

Stephin Merritt:
Obscurities (Domino)