Kein Date

Nach dem Massenmord auf der norwegischen Insel Utøya konnten die meisten Kommentatoren nicht fassen, dass ausgerechnet im liberalen Skandinavien so viel Hass existieren sollte.Wie alltäglich Rassismus nicht nur im realen Norwegen, sondern auch auf norwegischen Websites ist, musste nun der 33jährige André Michaelsen erfahren. Des Alleinseins müde, hatte sich der Single beim Datingportal sukker.no angemeldet – und wenige Tage später eine ausgewiesen unverschämte Begründung in der Mailbox, warum sein Profil gelöscht worden war. »Es sieht so aus, als seiest du Ausländer« hieß es in der Mail. Michaelsen, der braune Haare und dunkle Augen hat, war schockiert – er sei es zwar gewohnt, dass er als irgendwie »ausländisch aussehend« wahrgenommen werde, sagte er der Tageszeitung Dagbladet, aber die Ablehnung durch sukker.no komme »einem Schlag ins Gesicht gleich«.
Mit dem Skandal konfrontiert, reagierte das Unternehmen umgehend und erklärte, Michaelsens Aussehen habe keinerlei Rolle gespielt, vielmehr habe man festgestellt, dass der Datingwillige sich sowohl von einer norwegischen als auch einer deutschen IP aus eingeloggt habe, weswegen man davon habe ausgehen müssen, dass der Mann kriminelle Absichten gehabt habe. Michaelsen beteuert, niemals in seinem Leben in Deutschland gewesen zu sein. Nachdem norwegische Medien auf seinen Fall aufmerksam gemacht hatten, ging jedoch alles ganz schnell: Er bekam als Entschädigung einen einmonatigen Premiumzugang. Die meisten Userkommentare unter Artikeln über seinen Fall lassen sich mit »Na und?« zusammenfassen. Der Tageszeitung VG empfahl ein Nutzer, sich doch statt »Norwegens meistgelesene Zeitung« lieber »Norwegens hysterischste antirassistische Publikation, die keine Mittel scheut, um sukker.no auf die selbe Stufe wie Hitler und den Ku-Klux-Klan zu stellen« zu nennen.