»Das ist nicht zeitgemäß«

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) möchte das Bußgeld für Schwarzfahrer von 40 Euro auf bis zu 120 Euro erhöhen. Wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur sogenannten Beförderungserschleichung stehen, erklärt ihr Pressesprecher Klaus Wazlak.

Unterstützt die BVG den Vorschlag des VDV?
Zumindest in die Richtung, dass wir sagen, die 40 Euro, die seit einigen Jahren gelten, sind nicht mehr zeitgemäß. Wir können uns heute durchaus einen Betrag von 60 Euro vorstellen. Es gibt anscheinend eine Reihe von Schwarzfahrern, die kalkulieren, so und so oft schwarzfahren zu können, ohne erwischt zu werden. Dann lohnt es sich auch, einmalig 40 Euro zu zahlen. Wäre der Betrag höher, wäre das eine größere Abschreckung.
Wie viele Schwarzfahrer gibt es überhaupt?
Wir geben das in Quoten an. Hier in Berlin liegt deren Anteil zwischen 3,5 und vier Prozent. Bei anderen Unternehmen ist das ähnlich.
Und wie hoch sind die Einnahmeverluste?
Wir gehen von mindestens 20 Millionen Euro jährlich aus. Möglicherweise sogar ein bisschen mehr.
Der Hamburger Verkehrsbund soll etwa 100 Millionen Euro jährlich für Kontrolleure ausgeben. Und Sie?
Wir haben teilweise unsere eigenen Leute und teilweise Fremddienstleister. Da die Zahlen festzustellen, ist ziemlich schwierig. Aber das sind ohnehin interne Angaben, da geben wir nichts raus.
In der JVA Plötzensee sind ein Drittel der Inhaftierten Schwarzfahrer, die das Strafgeld nicht zahlen konnten. Ist diese Kriminalisierung verhältnismäßig?
Wir haben natürlich ein Interesse daran, die Leistungen, die wir anbieten, auch bezahlt zu bekommen. Dass es hier in Berlin nicht wenige gibt, denen das schwer fällt, das wissen wir. Das hat auch der Senat gesehen, und deswegen gibt es etwa die Sozialkarte A. Wenn es nun so sein sollte, dass die Sozialleistungen auch dafür nicht ausreichen, sollte darüber gesprochen werden, aber bitte mit denen, die dafür zuständig sind, nämlich den Sozialbehörden. Wir erbringen nur die Verkehrsleistungen.
Jeder inhaftierte Schwarzfahrer kostet den Steuerzahler pro Tag 140 Euro. Es gibt sicherlich sozial verträglichere Lösungen.
Auch das sollte man diskutieren, aber bitte mit den Verantwortlichen. Das ist die Politik, das sind nicht wir.
Die JVA Plötzensee bietet auch Arbeitsleistungen für externe Unternehmen an. Sie sind nicht zufällig Kunde der JVA?
Nein, wir beschäftigen keine Knackis, wenn sie das meinen.