Die Reaktion

Ist Ihnen die Schreibhand eingefroren, liebe Leserinnen und Leser, oder waren die meisten Artikel einfach nicht der Rede wert? Kritik gab es dieses Mal nur am Artikel »Abfall für alle« von Magnus Klaue (5/12): »Die meisten Menschen, die in Armut oder Obdachlosigkeit geraten, leiden an psychischen Problemen, die es ihnen verunmöglichen, ihre Situation zu verbessern. Sie sind gerade nicht sozial vernetzt oder im Austausch mit anderen Leidensgenossen, z. B. über das Internet. (…) Der Artikel hinterlässt den Eindruck, die Armen müssten eigentlich nicht arm sein, sich nicht schämen, keine Randgruppe sein. Sie könnten als stolze moderne Konsumverweigerer auftreten, die der Überflussgesellschaft den Rücken zuwenden und sich alternativ versorgen. (…) Da hätte ich mir viel mehr Reflexion gewünscht, damit kein Armer sich beleidigt oder beschämt fühlt«, schreibt Katharina G. Unzureichende Recherche und eine »ätzende Kritik von oben herab« bemängelt Anonym: »Der Begriff des ›Mülltauchers‹ ist in Deutschland einfach nicht üblich. Er setzt auch genau diese Überidentifikation mit der Tätigkeit des Containerns voraus, die Sie in Ihrem Artikel allen, die containern, unterstellen (…) Auch der Begriff ›freegan‹ ist falsch erklärt. Er bedeutet für Veganer, dass sie eben nicht besonders wählerisch sind, wenn etwas aus dem Müll kommt (und dann auch Milchprodukte essen). Aber alle Ihre Informationen scheinen aus beliebigen Medien zu stammen. (…) Und Containern ist mitnichten straffrei, denn auch Müll ist in dieser kapitalistisch durchorganisierten Gesellschaft Eigentum (…) Ausnahmslos alle, die ich kenne, containern nicht aus irgendeiner verdrehten Moral heraus, sondert weil sie es damit umgehen, dafür arbeiten zu müssen. Und jede Kapitalismuskritik, die das Kapital nicht personalisiert, wird einsehen müssen, dass auch Lohnarbeit den kapitalistischen Laden am Laufen hält. (…) Nur weil (vor allem, aber nicht ausschließlich) Bürgerkinder durch solche Praxen die Profitlogik auf diese Weise unterlaufen, spricht es nicht gegen die Praxis selbst.«