Echter Deutscher

Vollmer! Voll-mer! Volllmmmmmer! Und nun kurz zur Werbung. Viel Freude darüber, dass vielleicht zum ersten Mal ein »reinrassiger Deutscher« Gewinner sein könnte. Und wieder Werbung. Oh, schade, Touchdown wegen der Reklame verpasst. So ungefähr lässt sich das zusammenfassen, was Sat.1 Sonntagnacht als Superbowl-Übertragung bezeichnete.
Deutsche Fans des American Football sind bereits viel Elend gewöhnt, denn nicht immer gelang es den das große Ereignis jeweils übertragenden Sendern, auch wirklich fachkundiges Personal zu engagieren, das einerseits den vielen Zuschauern, die die Regeln des Spiels nicht so gut kennen, erklärt, was genau da unten auf dem Rasen gerade passiert, andererseits die eher fachkundigen nicht langweilt, und zusätzlich in der Lage ist, der eigenen Begeisterung über das Finale und der Tatsache, dass man im Fernsehen ist, auf möglichst unpeinliche Weise Ausdruck zu verleihen.
Dass die Sat.1-Übertragung zu den Lowlights gehören würde, zeigte sich bereits in den ersten Minuten, als klar wurde, dass für die beiden Reporter die Spielpaarung nicht etwa New York Giants gegen New England Patriots, sondern Sebastian Vollmer gegen die anderen lautete. Und so wurde der Ersatzspieler Vollmer nicht nur vorab in Porträts und Interviews vorgestellt, sondern auch während des Matches immer wieder dabei gezeigt, wie er herumsaß, herumstand oder leidlich interessiert den Geschehnissen folgte – egal, was sonst gerade passierte. Denn der Mann könnte ja als erster »reinrassiger Deutscher« Super-Bowl-Gewinner werden, wie die Reporter freudig berichteten. Um nach erbosten Kommentaren in den einschlägigen sozialen Netzwerken dann plötzlich doch zurückzurudern: So habe man das nicht gemeint, in Wirklichkeit habe man nämlich sagen wollen, dass erstmals ein »echter Deutscher« Sieger sein könnte. Nun, Vollmer hat verloren. Ha!