Altmodisch werden

Neulich im Designer-Outlet. Eigentlich brauchte man Stiefel, an der Kasse fand man sich dann mit leichtem Sommermantel wieder – und leicht schlechtem Gewissen. »Ist das wirklich nötig?« fragte es. »Ist doch Winter, häng ihn zurück«, flehte es.
Jede Generation hat ihr ganz eigenes Konsumverhalten und ist zugleich fest davon überzeugt, dass gerade ihre Kaufgewohnheiten die natürlichste Sache der Welt seien. Was hat man früher über alte Leute gelacht, die Zahnpasta und Fischkonserven horteten! Wussten die nicht, dass der Krieg vorbei war? Erst neulich sorgte ein Rentner für Schlagzeilen, der eine 64 Jahre alte Dose Schweineschmalz aus seinem alten Carepaket verspeist hatte. Lustig, klar. Irgendwann beginnt man aber, sein eigenes Konsumverhalten zu überprüfen. Ist man noch zeitgemäß, wenn man seine Schuhe nicht vom Postboten bringen lässt? Wenn man sein Leergut abgibt und die Löcher in den Jeans flickt?
In der Schlange im Outlet. Vor einem Massen unbekümmerter Käuferinnen um die 20. Es werden bergeweise Klamotten gekauft. Wintersachen, aber auch ganze Sommerkollektionen.
Das vier Wochen alte Schmalz von der letzten Weihnachtgans hat man neulich weggeworfen. Den Sommermantel hat man gekauft und dann wieder umgetauscht. »Sehr gut«, hat das schlechte Gewissen gesagt. Ist man also auf dem besten Weg, sparsam, sehr vernünftig und ein Konsumdinosaurier zu werden? Das Schmalz wegzuwerfen, fand das schlechte Gewissen dann auch schon wieder nicht so gut.