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Vielleicht fragen Sie sich ja manchmal, was die Redaktion der Jungle World so in ihrer Freizeit macht. Dass die Kolleginnen und Kollegen gerne Sport treiben oder schlafen, lesen oder fernsehen, dürfte Ihnen bereits aufgefallen sein. Nichts Außergewöhnliches also. Einige haben statt Freizeit aber lieber Kinder. Bereits kurz nach dem Morgengrauen sitzen diese Mütter und Väter vor ihren Bildschirmen, der Nachwuchs muss ja früh in den Verwahranstalten, im Kindergarten oder in der Schule, abgeliefert werden. Am Nachmittag, wenn die meisten Kolleginnen und Kollegen gerade erst beginnen, wach zu werden, oder sich nach dem späten Frühstück bzw. ersten Mittagessen gerne wieder hinlegen würden, packen die Eltern schon wieder ihre Sachen und eilen zur Kinderausgabe. In Redaktionsräumen und ihrer näheren Umgebung finden sich verschiedenste Transportbehälter für kleine Menschen, die auf ihren Einsatz warten und die Existenz der Kinder nicht vergessen lassen. Gelegentlich tauchen die lieben Kleinen auch selbst kurz in den Redaktionsräumen auf. Manche sind aber in einem so schlechten Zustand, dass sich ihre Freude und die ob ihrer Präsenz in Grenzen halten. Hustend verteilen sie Kekskrümel zwischen den Arbeitsplätzen oder spielen in sich versunken und an Bauchschmerzen leidend Computerspiele. Es gibt aber auch Momente, in denen sie die spracheverliebten Kolleginnen und Kollegen mit neuesten Wörtern, schlauen Bemerkungen, lustigen Liedern oder einfach nur mit ihrem niedlichen Anblick erfreuen. Vereinzelt wurde sogar die Einrichtung einer betriebseigenen Kita angeregt. Damit wäre auch das Problem gelöst, dass der Kalender im Dschungel etwas anders eingeteilt ist als in anderen Institutionen. Kollektive Ferienzeiten sind hier mit Ausnahme der anachronistischen Weihnachtswoche nicht vorgesehen. Für die Jungle-Kita sind aber sowieso noch nicht genügend zu betreuende Exemplare vorhanden. Wären noch mehr Kinder denn im Interesse des Kollektivs? Eine andere Diskussion kreiste um die Sonderabgabe für Kinderlose. Welche handfesten Argumente dafür sprechen sollen, ist aber unklar. Dass irgendeine folgende Generation irgendeiner Kollegin oder einem Kollegen die Rente finanzieren wird, dürften alle bezweifeln. Und dass die Abozahlen durch die Einrichtung einer Kinderseite erhöht werden könnten, ist ebenso unwahrscheinlich. Außerdem gibt es ja bereits die Disko. Man sollte die Kinderlosen dafür schätzen, was sie alles leisten: Sie können auch nach Kita- und Schulschluss arbeiten und in ihrer Freizeit Babysitter spielen.