Home Story

Hält der »arabische Frühling«, was sein Name verspricht? Über diese Frage haben unsere Autoren und Autorinnen viele Wochen diskutiert. In dieser Aus­gabe endet unsere Serie über die arabischen Aufstände, in der nächsten Woche geht es auf der Disko-Seite um die Schuldenkrise der Euroländer. Das heißt aber nicht, dass uns die Umbrüche in der arabischen Welt nicht mehr interessieren. Tunesien, das Mutterland der arabischen Revolution, ist zurzeit sogar das heißeste Thema am Konferenztisch der Jungle World. Ein Jahr nach Beginn der Revolte in Tunis wurde in Kreuzberg beschlossen: »Da fahren wir hin!« Tunesien konnte sich in einer Abstimmung klar gegen Ägypten und Rumänien durchsetzen. Gegen Ägypten spricht die desolate Sicherheitslage für Journalisten, gegen Rumänien eigentlich nichts, außer vielleicht die Angst vor Vampiren. Wenn alles klappt, insbesondere mit der Finanzierung, fliegt die Redaktion im Sommer 2012 nach Tunis, um in einem hoffentlich strandnahen Häuschen ihre Auslandsausgabe zu produzieren. Noch stehen praktische Fragen wie die nach dem richtigen Reisezeitpunkt im Vordergrund. Will man im Hochsommer fahren und die Laptops zum Schmelzen bringen oder doch lieber im Spätsommer, wenn’s in den Supermärkten in Berlin die ersten Zimtsterne gibt? Woher nimmt man überhaupt das Geld für die Reise, und wer fährt mit? Erst wenn diese Basics zur Zufriedenheit aller geklärt sind, wendet sich die Debatte erfahrungsgemäß weniger banalen Fragestellungen zu, und man überlegt, welche queer-feministische Bloggerin man in Tunis treffen und welchen islamistenkritischen HipHopper man interviewen will. Und streitet über die Frage aller Fragen: Bringt es der »arabische Frühling«?
Genau diese Frage stellte sich in der vergangenen Woche auch die skeptische Feuilletonredakteurin, die beschlossen hat, schon mal vorzufahren und den Frauentag am Strand von Tunesien zu verbringen, aber durch plötzlich über Mozambique auftauchende Zyklone beunruhigt war. Auf dem Radarbild eines Online-Wetterdienstes sah es so aus, als führten Ausläufer des Zyklons zu einem Temperatursturz in Nordafrika und fügten dem tunesischen Frühling eine schwere Schlappe zu. Zum Glück erinnerte sich die Redakteurin daran, dass es derselbe Wetterdienst war, der im vergangenen Spätsommer einen schweren Kälteeinbruch auf Island für den Reisemonat September vorhergesagt hatte. Woraufhin quälende Überlegungen angestellt worden waren, ob man die letzten Sommertage des Jahres wohl in dicken Wollsachen im eisigen Buchmessegastland würde verbringen müssen. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass es auf Island viel milder war als vorhergesagt. Lange Unterhosen oder Schwimmshorts? Man darf gespannt sein, wie der arabische Frühling wirklich ist.