Auf den Spuren Darth Vaders

Im letzten Teil der ursprünglichen Star-Wars-Trilogie bekennt sich der Bösewicht Darth Vader schwer verwundet am Ende doch noch zur lichten Seite der Macht. Und er rettet seinen Sohn, den Jedi Luke Skywalker, den er kurz zuvor noch auf die dunkle Seite zu ziehen versucht hatte, vor dem noch übleren Imperator. Wie viele Tränen bei der Szene in den Kinos und vor den Fernsehern geflossen sind, weiß kein Mensch, aber sie ist die wahrscheinlich populärste moderne Umsetzung der infantilen katholischen Vorstellung von Erlösung durch Reue.
Greg Smith wird den Stoff kennen. Zumindest lässt die völlig inhaltsleere Melodramatik des bisherigen stellvertretenden Präsidenten der Investmentbank Goldman Sachs darauf schließen. In der vergangenen Woche veröffentlichte er in der New York Times sein Kündigungsschreiben, das ihm große Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. Die »öffentliche Anklage«, die er selbst angekündigt hatte, ist aber eine alberne Skandalisierung von Geschäftspraktiken der Bank, die Smith nicht nur zwölf Jahre lang selbst mitexekutierte, sondern die entgegen Smiths Implikationen nichts Besserem gegenübergestellt werden können. Sind doch die von ihm angeprankgerte »Abzockerei«, das »giftige und zerstörerische« Betriebsklima und der Zynismus gegenüber Kunden und den Folgen der Geschäfte nicht die stets beweinten »Auswüchse«, sondern die Geschäftsgrundlage der Finanzbranche, wie im Übrigen auch des sonstigen kapita­listischen Geschäftsgebarens.
Von der »Occupy«-Bewegung und anderen Kritikern der Finanzbranche, bzw. des Kapitalismus, will Smith nichts wissen, vielmehr formuliert er die Hoffnung auf eine Läuterung des Bankenwesens – womit er manchen dieser Kritiker in nichts nachsteht. Viele Banker reagierten auf die Anklage Smiths mit dem naheliegenden Vorwurf, er sei lediglich enttäuscht über das Stocken seiner Karriere bei Goldmann Sachs. Vielleicht war er nur dumm genug, seinem nunmehr ehemaligen Boss Lloyd Blankfein geglaubt zu haben. Dieser hatte die Aufgabe der Banken – Max Weber lässt grüßen – als »Werk Gottes« bezeichnet. Im Blog Mashable ist als Parodie auf Smiths Kündigung eine von Darth Vader erschienen. »Das Imperium ist nicht mehr das, was es war, als ich hier nach dem Yoda-College anfing«, klagt der Bösewicht dort. »Ich kann nicht länger guten Gewissens sagen, dass ich mich mit dem identifiziere, wofür es steht.«