»Der Shitstorm tobt«

Die Jusos Berlin haben kürzlich die Resolution »Damals wie heute: Solidarität mit Israel« verabschiedet. Diese Solidarität umfasse »ggf. die Unterstützung einer gezielten Militäraktion gegen das iranische Atomwaffenprogramm«, heißt es in dem Dokument. Fabian Weißbarth, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Landesverbands der Jusos, spricht über die Reaktionen auf den Beschluss.

Die Süddeutsche Zeitung befand: »Berliner Jusos im Abseits«. Steht Ihr Verband mit der Zustimmung zu einem israelischen Angriff in der SPD alleine da?
Wir haben eine Diskussion eröffnet, nun müssen sich die Kontrahenten erst einmal aufstellen. Einige Leute waren erschrocken, dass wir offen über einen Militärschlag gesprochen haben. Es gab aber auch viele positive Rückmeldungen, etwa von Reinhold Robbe und Gert Weiskirchen. Die Bundespartei hat noch keinen Beschluss in der Frage gefasst, man will sich mit ihr nicht beschäftigen, weil sie unangenehm ist.
Wie steht der Bundesverband der Jusos zu der Resolution?
Die Jusos haben eine friedenspolitische Tradition. Da ist es nicht gerngesehen, über Militäreinsätze zu sprechen. Nun tobt der Shitstorm, aber wenn ein wenig Zeit vergangen ist, werden wir ganz anders über das Thema reden können.
Wolfgang Thierse hat die »Free Gaza«-Flottille unterstützt, Helmut Schmidt vor Israel als »atomar bewaffneter Macht« gewarnt, Sigmar Gabriel hat sich kürzlich auf Facebook über das israelische »Apartheid-Regime« ausgelassen. Wenn die Parteiprominenz derart denkt, wie stehen dann Ihre Chancen in der SPD?
Wir haben Gabriels Äußerung sofort zurückgewiesen. Er hat damit all jenen Tür und Tor geöffnet, die Israel delegitimieren und dämonisieren wollen. Aber die SPD hat auch eine andere Tradition, für die Karsten Voigt und andere stehen, die sich immer wieder solidarisch an die Seite Israels gestellt haben. Diese Politik muss man stärken und deshalb die Frage stellen: Was geschieht, wenn Israel dazu genötigt ist, militärisch gegen das iranische Atomprogramm vorzugehen? Schließlich haben Deutschland und die internationale Gemeinschaft dazu beigetragen, dass der Iran es so weit bringen konnte.
Welche Bündnispartner gibt es für Sie außerhalb der SPD?
Wir haben in der Vergangenheit Veranstaltungen mit dem BAK Shalom gemacht, der in der Linkspartei ja vor noch größeren Problemen steht. Es gibt in der türkischen Community Ansprechpartner, die Wert auf ein gutes Verhältnis zu Israel legen. Es gibt großes Anknüpfungspotential in den Gewerkschaften, zum Beispiel im Kampf gegen die antiisraelische Boykottbewegung.