Laibach in Neukölln

Von

In Berlin-Neukölln laufen ja jede Menge schräge Vögel herum, aber Frauen in weißer Bluse mit roter Armbinde und Männer in schnieker Militäruniform und schwarzer Armbinde mit schwarzem Kreuz, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Wenn es dazu käme, dann wäre ganz fix die Antifa da. Und sie war ja auch da, am Dienstag voriger Woche, allerdings stand sie friedlich mit den Uniformierten und mit lauter schwarz gekleideten Mittvierzigern im Publikum und lauschte dem Konzert der slowenischen Post-Industrial-Band Laibach. Die war nämlich, nachdem wir sie mit der Jungle World im vorigen Jahr in Ljubljana besucht hatten (38/2011), sozusagen zum Gegenbesuch in den »Heimathafen Neukölln« gekommen. Die Laibach-Crew ist gerade auf einer Tournee mit dem Namen »We come in peace« – oder wie Laibach-Mitbegründer Ivan Novak uns vor dem Konzert und nach einer offenbar langen Nacht in Dresden etwas erschöpft sagte: »We come in pieces.« Dann aber gaben die Musiker ihren rund 600 Fans alles, was diese hören wollten. Vor der Pause gab’s Neuinterpretationen des Frühwerks. Nach der Pause zwei weitere Akte: Zuerst Auszüge aus der Filmmusik zu »Iron Sky«, dem grandiosen Nazi-Trash-Film, zu dem Laibach den Soundtrack geliefert haben. Abschließend noch ein Block mit alten Gassenhauern – von »Geburt einer Nation« über »Leben heißt Leben« bis »Alle gegen Alle«. Laibach-Fan-Herz, was willst du mehr? Wie immer war die Musik mit einem konsequenten Bühnenauftritt unterlegt. Auf der Leinwand hinter der Bühne Filmsequenzen, auch aus »Iron Sky« natürlich. Und im häufig grellen Gegenlicht: fünf Musiker mit drei Synthesizern, ein Schlagzeug, dazu erklang der wie immer grundmorbide Bassgesang von Milan Fras. Und Mina Špiler bewies, gerade bei der teils kitschigen Filmmusik, dass sie eine bezaubernde helle und trotzdem charaktervolle Stimme hat. Merkwürdig, dass der kleine Heimathafen nicht ausverkauft war. »Wir sind ja nicht Rammstein«, sagte Ivan Novak dazu. »Zum Glück«, entgegneten wir.