Die Jungle World testet verschiedene Freiheiten

Der große Jungle-Freiheits-Check

Gauck nervt: Freiheit, Freiheit, Freiheit. Ist das wirklich so geil? Muss man das unbedingt haben? Die Jungle World sagt: Kommt ganz darauf an! Hat alles seine guten und seine schlechten Seiten. Wir haben exklusiv für Sie erstmals die verschiedenen Freiheiten einem großen Test unterzogen. Hier die Ergebnisse.
Von

Hitzefrei
Gut: Hey teacher! We don’t need no thought control!
Schlecht: Klappt nur, wenn’s draußen mollig warm ist.
Freikörperkultur
Gut: Man kann sich nahtlos bräunen und darf, ohne sich Gedanken zu machen, ganz und gar nackig durch die Gegend laufen.
Schlecht: Die anderen dürfen das auch.
Freibier
Gut: Hier kommen Freiheit und soziale Gerechtigkeit auf angenehme Weise zusammen.
Schlecht: Irgendwann ist letzte Runde – und fast immer zu früh.
Kein generelles Tempolimit
Gut: Freie Fahrt für freie Bürger, hört sich geil an.
Schlecht: Rasen können sich bei den Benzinpreisen nur noch die Bonzen leisten und unsereins schleicht prekär und depressiv mit Tempo 30 durch die Umweltzone – oder fährt eh Hartz-IV-Rad.
Freilandhaltung
Gut: Unser Gewissen sagt danke.
Schlecht: Für Hühner ist das auch nur eine Art Hofgang.
Reisefreiheit
Gut: Im Osten gibt’s jede Menge Immobilien-Schnäppchen und die Luchse und Wölfe siedeln sich wieder in Mecklenburg-Vorpommern an.
Schlecht: DDR-Pfarrer und -Pfarrerstöchter machen ins Regierungsviertel rüber.
Freie Marktwirtschaft
Gut: Hätte es ohne sie Coca-Cola, Surfbrett, I-Pad und den Gameboy gegeben? Wohl kaum!
Schlecht: Irgendwie hat das mit Kapitalismus zu tun.
Freie Liebe
Gut: Heiraten, romantische Zweierbeziehung, Eifersucht und Familienbildung – alles reaktionärer Scheiß. Let’s have some fun!
Schlecht: Der Partner/die Partnerin will auch fun haben.
Freiburg
Schlecht: Die Stadt ist ein einziger grün-alternativer Biosaftladen. In Geschäften werden Strahlenschutzmäntel gegen Elektrosmog verkauft.
Gut: Es ist nicht weit bis nach Frankreich.
Freistellung
Gut: Wenn’s um Bilder geht oder um die Abgeltungssteuer.
Schlecht: Wenn du selbst gemeint bist und die Kündigung im Briefkasten liegt.
Freie Radikale
Gut: »Wie alt, glauben Sie, Herr Doktor, kann ich werden?« – »Rauchen Sie?« – »Nein.« – »Trinken Sie?« – »Nein.« – »Sex?« – »Niemals.« – »Warum wollen Sie alt werden?«
Schlecht: Forever young, we want to be forever young!
Freidemokraten
Gut: Ohne diese peinlichen Schnösel hätten wir nichts zu lachen.
Schlecht: Auch mit ihnen haben wir bald nichts mehr zu lachen.
Freiluftkino
Gut: Endlich mal wieder »Thelma & Louise«, die »Blues Brothers« und »Rocky Horror Picture Show«.
Schlecht: Die Sitzbänke sind extrem unbequem, fast immer regnet es und oben ist’s offen.
Freibeuter
Gut: Natürlich würden wir alle gerne Captain Sparrow sein oder ihn küssen.
Schlecht: Der Aufstieg der Piratenpartei verläuft so rasant wie der der NSDAP zwischen 1928 und 1933.
Meinungsfreiheit
Gut: Wer gibt nicht gern seinen Senf dazu?
Schlecht: Erstmal muss man eine Meinung haben, dazu muss man sich erst eine bilden, dazu soll man auch noch Ahnung haben und dafür muss man sich wiederum bilden – Puh! Ganz schön anstrengend!
Freiwild
Gut: Rehrücken Baden-Badener Art mit Rotweinbirne und gratinierten Kartoffeln oder Wildschwein aus dem Tannenholzrauch auf deftiger Schmalzstulle.
Schlecht: Auf Schrot beißen kann schnell das Ende einer Krone bedeuten.
Freiwilliger Wehrdienst
Gut: Wieder ein paar arbeitslose Ostler weg von der Straße.
Schlecht: Wir braven Steuerzahler müssen nachher die Überführungskosten und das Staatsbegräbnis für diese Flitzpiepen bezahlen. So bleibt uns der Soli ewig erhalten.
Freizeitparks
Gut: Riesenrad, Wasserrutsche, Achterbahn, Geisterbahn, Zuckerwatte, Spiel und Spaß.
Schlecht: Alles voller Kinder.
Freitag
Gut: Einen Sekt auf den Feierabend, zwei Campari-Orange zum Vorglühen, eine Line zum Losziehen, Wegbier, Wochenende wir kommen!
Schlecht: Walser Jr.’s Kolumne bei Spon kommt ebenfalls.
Freimaurer
Gut: Geil, wenn man selbst einer ist, endlich die Welt beherrschen kann und weiß, wo die Bundeslade mit dem Schatz der Tempelritter versteckt ist.
Schlecht: Die Freimaurerei ist der Islamischen Weltliga zufolge leider »unvereinbar mit dem Islam«.
Fettfrei
Gut: Man kann sich das viel zu anstrengende Joggen sparen.
Schlecht: Der Käse schmeckt wie Pappe, der Joghurt wie aufgeweichte Pappe, die Wurst wie harte Pappe.
Alkoholfrei
Gut: Beim Jahrestreffen der Anonymen Alkoholiker.
Ganz schlecht: Bei Alkoholika.
Freistaat Bayern
Gut: Es leben dort nur 178 Einwohner pro Quadratkilometer (Berlin: 3 899).
Schlecht: Insgesamt sind es dann doch 12,6 Millionen.
Freistaat Sachsen
Gut: Für Nazis.
Schlecht: Alle anderen drängen sich in Leipzig-Connewitz und Dresden-Neustadt. Da wird’s eng.
Freischwimmer
Gut: Endlich nicht mehr im Kinderbecken durch die Pisse schwimmen müssen!
Schlecht: Irgendwann lassen sich die Girls/Boys mit dem Freischwimmerzeugnis nicht mehr beeindrucken.
Freizügigkeitsbescheinigung
Gut: Berechtigt EU-Bürger zur Einreise und zum Aufenthalt in Deutschland.
Schlecht: Deutschland?! Hallo?!
Freiherren und Freifrauen
Gut: Man muss sie heutzutage nicht mehr wie früher mit »Wohlgeboren«, »Hochwohlgeboren« oder »Hoch- und Wohlgeboren« anreden. Das spart Zeit.
Schlecht: »Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg« ist nicht gerade eine zeitsparende Alternative.
Freidenker
Gut: Denken schadet ja nicht.
Schlecht: Das hat sich offenbar noch nicht bis zum Vorsitzenden des Deutschen Freidenker-Verbands herumgesprochen, der seine Unterschrift unter jeden, auch den allerübelsten Antiimp-Quatsch setzt.
Freitod
Gut: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Schlecht: Besser ein Ende des Schreckens als ein schreckliches Ende.
Freixenet
Gut: Uff, zum Glück kein Rotkäppchen!
Schlecht: Sodbrennen verursacht er aber auch.