Orakeldackel Sissi

Zu den Schattenseiten des Journalistenlebens gehören sogenannte Presseerklärungen, läng­liche Meldungen über dieses und jenes, in denen es grob um garnix geht, außer um Werbung für irgendwas.
Konkret sieht das dann so aus: »Tierorakel mit Münchner Dackeldame zum Champions League Finale.« So lautete die Überschrift einer Dienstag voriger Woche verschickten Event-Einladung. Dackeldame Sissi ist nämlich nicht nur »ein echtes Münchner Original«, sondern auch »bekannt aus zahlreichen Fernseh- und Filmauftritten«, wie die PR-Abteilung des Münchner Einkaufszentrum »Stachuspassagen«, wo das Ganze stattfinden soll, stolz verkündet. Moooment. Das kann so nicht stimmen. Wenn Dackel Sissi an irgendeiner relevanten Fernsehsendung beziehungsweise Filmproduktion mitgewirkt hätte, dann wüsste man auf jeden Fall davon. Zumindest wüsste Google davon. Die Suche nach Sissi, dem bekannten Dackel, ergibt jedoch außer vielen Verweisen auf die Schicksalsjahre einer Kaiserin erst einmal nichts. Halt! Doch, da ist was: Vor einiger Zeit wurde von ­einer Zeitung so eine Art »München sucht den Superdackel« veranstaltet, also so etwas wie »Leute schicken Fotos ihrer Lieblingshunde ein«, und am Ende gewinnt einer. Richtig: Sieger war Sissi. Dass die Dackeldame also in Wahrheit eine nichtprominente Hochstaplerin ist, fiel vermutlich auch den »Stachuspassagen« irgendwann auf, denn am Donnerstag verschickte man eine weitere Pressemeldung, in der Sissi bloß noch als »waschechte Münchnerin« und so weiter bezeichnet wurde.
Tja. Und seit Freitag ist Sissi in der Tat ein Superpromi. Die Meldung vom Orakeldackel, der Bayern als Champions-League-Sieger voraussagte, schaffte es in jede deutsche Zeitung, und natürlich wurden die niedlichen Bilder auch praktisch überall gezeigt. Wääääh.