Sie nennen es Service

Wie gut, dass es die deutsche Sprache gibt! Sie ist wortreich, willig und wehrlos. Mit ihrer Hilfe ist es beispielsweise möglich (sofern man einen großen Bogen um die Ehrlichkeit macht), nach Herzenslust zu beschönigen und zu bemänteln. Ja, das Wort ist mächtig. Die ganz Frechen versuchen sogar, ein angekratztes Image durch einfaches Umbenennen aufzupolieren. Der Mensch vergisst und vergibt ja recht schnell.
Doch es gibt Grenzen. Selbst der bravste Bürger lässt sich nicht ohne Weiteres von Werbetextern für dumm verkaufen. Vor allem, wenn es um die republikweit äußerst unbeliebte GEZ geht. Die in Köln ansässige Gebühreneinzugszentrale nennt sich nämlich ab 2013 euphemistisch »ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice«. Mit dieser schwerfälligen Bezeichnung sollen offenbar die bösen Geister der Vergangenheit vertrieben werden. Das Problem ist nur: Es wird nicht gelingen.
Da wäre zunächst der Etikettenschwindel. »Beitragsservice« klingt zwar gut, weil nach Freiwilligkeit und Kundenorientierung. Doch das Wort kaschiert Kosten verursachende Tatsachen. Denn die alte Rundfunkgebühr ist auch künftig nichts anderes als eine Zwangsabgabe in Höhe von 17,98 Euro monatlich, die jeder Haushalt in Deutschland zu entrichten hat. Mit »Service« hat das herzlich wenig zu tun. Dafür umso mehr mit Pflicht. Freiheit ist hierzulande immer die Freiheit der Zahlungswilligen.
Nun kann man sich diese Zwangsmaßnahme dennoch schönreden. Schließlich soll der »Beitragsservice« den öffentlich-rechtlichen Sendern ermöglichen, jenseits des Quotenzwangs und quälend langer Werbeunterbrechungen ein anspruchsvolles Angebot auf die Beine zu stellen. Leider werden die Verantwortlichen ihrer Aufgabe allzu selten gerecht. Sie schielen auf die Privaten und glauben, sich im Konkurrenzkampf auf Dschungelcamp-Niveau begeben zu müssen. Doch für Schwachsinn will man nun mal keinen Cent ausgeben – weder freiwillig noch gezwungenermaßen.
Wo wir gerade beim Thema Geld zum Fenster Hinauswerfen sind: Glaube keiner, die bald 40 Jahre alte GEZ habe sich mit dieser Reform überflüssig gemacht und die dadurch bereitstehenden Verwaltungsmillionen würden der Programmqualität zugute kommen. Die Behörde ist ein selbsterhaltendes System, das eine lukrative Anschlussverwendung gefunden hat.
Zwar gehört der anrüchige Beruf des GEZ-Sheriffs der Vergangenheit an. Dennoch möchte man weiterhin fleißig Daten sammeln. Das misstrauische Schnüffeln geht also munter weiter. Vermieter können dann schon mal höflich, aber bestimmt aufgefordert werden, Infos über ihre Mieter preiszugeben. Wenn das keine transparente Dienstleistung ist! Danke, GEZ! Pardon, »ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice«. Tja, Macht der Gewohnheit. Ihr Gebühreneinzieher kennt das ja.