Der Sound von draußen

Berlin Beatet Bestes. Folge 150. Sallie Ford & The Sound Outside: Dirty Radio (2011).

When I turn on the radio / It all sounds the same / What have these people done to music /  They just don’t care anymore /  Well, I swear I’ll always say the wrong thing / Even if they never play my music on the radio / ’Cause I can’t help but be a mess / I’ll never be like the rest / I couldn’t, even if I tried / What is this robot sounding bullshit.

Mann, das ist es! Diese Band spricht mir aus der Seele. Das ist genau, was ich immer denke. Die Musik im Radio nervt! Was haben diese Leute mit der Musik gemacht? Ist denen alles egal? Was ist das für eine bescheuerte Robotermusik? Ich werde nie so sein wie der Rest. Ich könnte es auch gar nicht, selbst wenn ich es versuchen würde.
Jetzt brauche ich nur noch die Platte von Sallie Ford & The Sound Outside. Ich will das Ding endlich in den Händen halten. Bestellt habe ich die LP vorige Woche in einem Plattenladen in der Nachbarschaft.
Zum ersten Mal schreibe ich über eine Platte, die ich noch nicht besitze. Und zum ersten Mal über eine Band, die ich im Internet entdeckt habe. Das Video zu der Singleauskoppelung »I Swear« habe ich letztes Jahr auf Youtube zum ersten Mal gesehen. Darin erscheint die Gruppe in Outfits aus verschiedenen Jahrzehnten, von den fünfziger Jahren bis heute. Der Jetzt-Zeit-Kleidungsstil der Band besteht aus zeitlos wirkenden Klamotten vom Trödel. Der Song ist ein genauso zeitloser Hit. Die gesamte LP habe ich unlängst auf Spotify angehört. Jeder Track ist toll. So undefiniert, wie die Musiker aussehen, klingt die Band auch, ein bisschen so, als hätten sie von Sallie Ford & The Sound Outside auf dem Trödelmarkt irgendwelche neuen alten Sounds aufgeschnappt, die dann in ihre Musik eingeflossen sind. Denn so viel ist klar: Diese Gruppe ist eine Trödeltruppe. Sallie Ford & The Sound Outside sind allerdings keine Retrostyler oder Puristen, die Musik klingt nicht wie der übliche Retro-Sixties-Beat oder wie Rockabilly. Es wirkt eher so, als hätten sie sich von dem »Sound da draußen«, von den Platten, die sie auf dem Flohmarkt aus staubigen Kisten in den hintersten Ecken gezogen haben, inspirieren lassen.
Außerdem klingen sie irgendwie unheimlich amerikanisch. Nicht wie die doofen Amis, die man im Fernsehen sieht, sondern wie die schlauen, melancholischen, die, wie in dem Song »The Crew«, ihre Welt mit offenen Augen sehen: »East of the river and South of the middle of town / I’m in love with my neighborhood / Yeah it ain’t perfect here, not even close / It’s what I like the most / Teenagers dwell outside of pop punk theatres / Loiterers and beggars / But at least there ain’t no parking meters.«
Oder wie in »Write Me A Letter«: »Just like they took away the Polaroid picture / They’re gonna take away everything that means something / Today I think I saw ten thousand cell phones / But not one decent conversation«. Leider musste ich aus dem Internet auch erfahren, dass die Band bereits im Februar auf Deutschlandtour war. Und ich hab sie verpasst. So ein Mist! Wo bleibt eigentlich die bestellte LP?