Cocktails gegen Stress

Berliner Studierende, die gegen die Verschulung ihrer Universität kämpfen, haben es nicht leicht. Gegen sie hatte sich diesmal nicht die Polizei verschworen, die gelegentlich Besetzungen auf Wunsch der Universitätsleitungen beendet, sondern das Wetter. Wer am Mittwoch voriger Woche wegen Volxküche, Livemusik, veganer Backwaren und queerfeministischer Literatur zum Hoffest des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der Freien Universität (FU) kam, wurde von Regenschauern empfangen. Die wenigen Besucher schwelgten in Erinnerungen an vergangene rauschende Sommerfeste mit teils Hunderten Teilnehmern. Einen Grund zu feiern gab es aber auch diesmal: Die wochenlangen Proteste gegen die geplante Einführung einer universitätsweiten »Rahmenstudien- und Prüfungsordnung« (RSPO) schienen erste Erfolge zu zeigen. Vorgeblich nur die Umsetzung des noch unter dem rot-roten Senat beschlossenen Berliner Hochschulgesetzes, ist die RSPO nach Ansicht ihrer Kritiker jedoch wesentlich restriktiver als dieses. Bemängelt werden unter anderem die weitere Beschränkung der Anzahl möglicher Prüfungswiederholungen und die Einführung der Anwesenheitspflicht. »Ich fühle mich an der Uni, als wäre ich immer noch auf der Schule«, sagte eine Studentin. Zeitgleich mit dem Fest im Innenhof der Rost- und Silberlaube fand im Audimax die entscheidende Sitzung des Akademischen Senats statt, zu der auch 200 Studierende erschienen waren. Peter-André Alt, Präsident der FU, verkündete, die neue Regelung werde frühestens im Wintersemester eingeführt. Man wolle »nichts übers Knie brechen«. Bis dahin hoffe man auf einen »möglichst breiten Konsens«, der durch Übergangsfristen erleichtert werden soll. Die Kritik am »undemokratischen und intransparenten Entscheidungsprozess« blieb jedoch weitgehend unbeantwortet. Es bleibt das ungute Gefühl, dass die Auseinandersetzung lediglich vertagt wurde und auf den Festen des Asta noch viele »subversive Stop-RSPO-Cocktails« serviert werden müssen.