Zecken und Promis

Bald hat Deutschland wieder sein Nachrichten-Sommerloch mit allen nervigen Zutaten – also Meldungen über Shoppingtouren unerheblicher C-Prominenz und die eigenartigen Ideen nicht einmal in ihren Wahlkreisen durchgängig bekannter Hinterbänkler. Gegen die mediale Ödnis hilft nur, sie als Erholungspause zu verstehen. Und sich zu vergegenwärtigen, dass auch andere Länder Sommerlöcher haben, die sogar noch langweiliger sind. In Norwegen etwa, wo dies Agurktid, also Gurkenzeit (ohne den Zusatz »sauer«) heißt, füllt man die nachrichtenarme Zeit der Fjellesferie, also der rund vierwöchigen Gemeinschaftsferien, in denen das Parlament und viele Betriebe geschlossen haben, normalerweise mit all dem, was im Sommer in einem weitgehend am Meer liegenden und dazu aus vielen Seen bestehenden Land so passiert: Bootsunfälle, Angelrekorde, Fischrezepte und der auch in Skandinavien in großen Mengen vorkommenden Wegen-eigentlich-nix-berühmt-Prominenz, die Fotografen gerne ihre Lieblingsstrände zeigt, um sich dort hübsch geschminkt und in knapper Badekleidung ablichten zu lassen.
In diesem Jahr ist das Wetter allerdings schlecht, weswegen kaum jemand ertrinkt und nur äußerst erkältungsresistente Wannabe-VIPs draußen im Bikini posieren. Aber immerhin, es gibt ja Zecken. Neunmal schaffte es eine angebliche Blutsaugerplage bisher auf den Titel der Boulevardzeitung Dagbladet, was toll war, bot es doch der Konkurrenz plus Hörfunk und TV Gelegenheit, ausgiebig Experten zu zitieren, die sich sicher sind: Es gibt gar keine Zeckeninvasion, alles nur Panikmache. Gerettet ist die Gurkenzeit trotzdem. Das Blatt VG machte letzte Woche mit einem anderen gemeinen Tier auf: der tödlichen Nacktschnecke, die alles aufisst, was ihr in den Weg kommt. Mehr kann man von einem Sommerloch wirklich nicht erwarten.