Summer of Love

Joey Negro und seine Sunburst Band sind wieder zurück, 14 Jahre nach dem Debüt, acht Jahre nach dem Klassiker »Until the End of Time« und vier Jahre nach dem etwas durchwachsenen »Moving With the Shakers«. Die Zeit zwischen den Veröffentlichungen mit der Sunburst Band vertreibt sich Joey Negro als erfolgreicher House-Produzent und »ZR«-Labelchef unter diversen Pseudonymen wie u. a. Akabu, Jakatta, Sessomatto oder Z Factor. Oder er perlentaucht nach längst vergessenen »Go Go«-Klassikern, um sie zu kompilieren. Joey Negro pflegt eine hingebungsvolle Liebe und Kennerschaft zur eleganten Tanzmusik der siebziger und achtziger Jahre. So ist das Titelstück des neuen Albums »The Secret Life of Us« der perfekte Nachbau von Chic. Klavier, Rhythmusgitarre, Bass, Streicher, Gesang – alles ist derart auf den Punkt produziert, dass man sich fragt, was wohl Nile Rogers von Chic zu derlei Chuzpe sagen würde. Doch auch sonst bieten die 15 Tracks auf 70 Minuten so allerlei Sensationelles: Mal geht es in Richtung Philly-Sound, mal guckt Prince Charles mit schwerem Electro-Funk um die Ecke, mal gibt es mit »In the Thick of it« ein rundes Brenda-Russell-Cover mit passenden Brazil-Untertönen, mal trifft die Average White Band auf die frühen Blaze. Wie gesagt: Joey Negro und seine Musiker aus dem Umfeld von Goldie, Vibraphonic, Matt Bianco, Courtney Pine und Incognito sind Kenner der Materie, des »Educated Funk« (Songtitel). Aber auch Liebhaber – und diese Liebe überträgt sich auf den Hörer: »Love One Another« ist denn auch die Botschaft dieser hinreißenden Sommer-Bricolage.

Joey Negro and the Sunburst Band: The Secret Life of Us (Z Records)