»Der Eigentümer ist unkooperativ«

Am 3. August wurde in Mainz ein Haus in der Oberen Austraße 7 besetzt und ein »Zentrum der Begegnung und Vernetzung« ausgerufen. Die Jungle World sprach mit Mia Heisler von der Besetzergruppe.

Warum haben Sie das Haus besetzt?
Kulturprojekte und politische Initiativen suchen in Mainz wegen der hohen Mieten schon lange nach Räumen. Die wenigen Frei­räume mit einem linken Anspruch sind derzeit räumungsbedroht. Außerdem bietet das Haus jetzt Wohnraum für mehrere Dutzend Personen.
In Berlin werden Besetzungen innerhalb von 24 Stunden geräumt.
Diese Regelung gibt es hier zum Glück nicht. Rheinland-Pfalz hat aber auch keine starke Besetzertradition.
Lokale Medienberichte rückten die Besetzung in die Nähe der »Nachttanzdemo« am 3. August, wo Ultras randaliert hätten.
Die Ziele der Demo, die sich gegen die drohende Schließung eines ehemals besetzten alternativen Uni-Cafés richtete und bezahlbare Mieten forderte, teilen wir. Unsere Aktion wurde zwar am selben Abend durchgeführt, fand jedoch unabhängig davon statt.
Welche Reaktionen gab es?
Die Fraktionen des Stadtrats befürworten ein unkommerzielles und diskriminierungsfreies Kulturprojekt. Dissens gibt es über unser Vorgehen. Viele Anwohner unterstützen uns durch Sachspenden. Der offizielle Eigentümer, die Stadtwerke Mainz, redet zwar mit uns, ist aber unkooperativ. Er erwägt eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, obwohl er das Haus hat halb verfallen lassen. Obwohl die Stadtwerke ein kommunales Unternehmen sind, orientieren sie sich nicht an der Haltung des Stadtrats.
Der Eigentümer spricht von einer Gefährdung der Bewohner und wollte das Hoffest am vorigen Samstag verbieten.
Dieses Argument gegen die Besetzung halten wir für vorgeschoben. Die Gutachten, die die Einsturzgefährdung des Gebäudes belegen sollen, werden nicht veröffentlicht. Und eine Beratung über Brandschutzvorkehrungen wird uns verweigert. Das Fest konnte nach Gesprächen auf dem Parkplatz stattfinden und war ein voller Erfolg.
Ein Austauschobjekt für Ihr Projekt …
… wollen wir nicht ausschließen. Allerdings ist der aktuelle Ort nahezu perfekt. Er ist groß genug, bietet viele Räume und die Möglichkeiten für ein Café oder Konzerte.