Alle wollen Frieden

Bekanntlich ist der Wunsch nach Frieden hierzulande groß. Der Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs wird deshalb zum Anlass genommen, sich mit salbungsvollen Worten gegen militärische Gewalt auszusprechen. In diesem Jahr berichtete die Neue Westfälische über die Rede des DGB-Vorsitzenden Michael Sommer am Antikriegstag, in der er sich auf den »Schwur von Buchenwald« und die Losung »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!« bezog. Die Linkspartei bekannte Ähnliches per Pressemitteilung: »Nicht einmal als Ultima Ratio darf Krieg gedacht werden.« Statt eines Bekenntnisses zum Pazifismus finden sich im »Schwur von Buchenwald« jedoch die Forderung nach einer gerechten Strafe für die Täter und der Dank an die alliierten Armeen. Welche Art von Frieden deutschen Demonstranten vorschwebt, zeigte etwa die Forderung nach einem sofortigen Rückzug der Nato aus Afghanistan, die laut Badischer Zeitung auf einer Kundgebung in Müllheim erhoben wurde. Wie dann der wenig friedliche islamistische Tugendterror verhindert werden soll, blieb allerdings unklar. Auf einer Demonstration in Frankfurt bekundeten Teilnehmer ihre Sympathien für den nicht sonderlich friedlichen Bashar al-Assad, Gaddafi-Portraits und Hizbollah-Fahnen wurden gezeigt. Nach Angaben des Hessischen Rundfunks beteiligten sich sogar Abgeordnete von CDU und Linkspartei. Eine Pfarrerin verriet der Mainpost auf einer Demonstration in Schweinfurt, Frieden sei in Syrien und dem Nahen Osten nur möglich, wenn die Großmächte sich zurückzögen, damit »sich die Länder dort selber finden«. Die Rote Fahne der MLPD titelte zum Antikriegstag weniger pastoral schlicht: »Hände weg von Syrien und Iran.« In Tuttlingen wurde laut Schwäbischer Zeitung auf einer Versammlung des DGB am Antikriegstag neben Krieg, Rassismus und Rechtsextremismus gleich auch noch dem »Linksextremismus« eine entschiedene Absage erteilt. Unter Frieden versteht man dort offenbar vor allem Ruhe und geordnete Verhältnisse.