Home Story

Liebe Leser, glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht! Und auch auf die Gefahr hin, dass für Sie eine Welt zusammenbricht, sei Ihnen geraten: Glauben Sie auch nicht alles, was in dieser Zeitung steht! In der vorigen Ausgabe hatten wir die unermessliche Güte, unserem derzeitigen Praktikanten zu gestatten, Ihnen an dieser Stelle aus seinem Arbeitsalltag zu berichten. Nun gilt es, einiges richtigzustellen.
»Wie, richtigstellen? Das klang doch alles so authentisch«, werden Sie sich jetzt vielleicht denken, »und schön geschrieben war’s noch dazu.« Doch da hat Sie wohl das jahrelange Gejammer der »Generation Praktikum« weichgespült. Zwar können wir ganz gönnerhaft, wie wir nun mal sind, sagen: Was die schreiberischen Kernkompetenzen angeht, macht er sich recht gut, der Prakti. Doch an den soft skills hapert es ganz gewaltig: Staubsaugen, Kaffeekochen, Abwasch, blinder Gehorsam, Servilität bis zur Selbstaufgabe – absolute Fehlanzeige! Dabei ist der derzeitige Prakti noch pflegeleicht. Es gab durchaus schon Praktikanten, die diese soft skills offenbar von den sie betreuenden Redakteuren erwartet haben. Berüchtigt ist der sogenannte Mauseklat. Zu diesem kam es, nachdem ein Redakteur seine defekte Computermaus nichtsahnend und auf die Schnelle gegen die eines Rechners ausgetauscht hatte, an den sich kurz darauf die eintreffende Praktikantin setzte. Als diese den vermeintlich heimtückischen Mausdiebstahl entdeckte, setzte es für den Redakteur eine Tirade, die mit dem Urteil endete: »Du bist ein Macker!« Deshalb haben wir unseren derzeitigen Praktikanten sicherheitshalber mit einer »schwarz-rot-goldenen Computermaus aus WM-Zeiten« ausgestattet, die nimmt ihm selbst in größter Not niemand weg. Doch was ist der Dank? Halbwahrheiten und Unterstellungen, verpackt in eine unschuldig anmutende Home Story! Nun dämmert es Ihnen hoffentlich: Mit den Praktikantinnen und Praktikanten von heute hat man es wirklich nicht leicht.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir haben nichts gegen Praktikanten, einige unserer besten Freunde waren mal Praktikanten. Noch dazu entstammen eine Redakteurin und ein Redakteur, die zurzeit bei uns arbeiten, dem Praktikantenstamm der Jungle World. Vom Praktikanten zum Redakteur – zugegeben, diese Karriere ist nicht ganz so lukrativ wie die Laufbahn vom Tellerwäscher zum Millionär. Aber für den Abwasch sind sich die Praktikanten ja eh zu schade.

Kreuzworträtsel
Aus eins mach zwei. Der Artikel »Breiviks Traum« wurde nicht von Frederik Stjernfelt allein, sondern zusammen mit Jens-Martin Eriksen verfasst. (Nr. 35, Seite 12)
Aus 20 mach 30. Samir Kuntar von der Palästinensischen Befreiungsfront war nicht fast 20, sondern fast 30 Jahre lang in Israel inhaftiert. (Nr. 35, Seite 15)