The Jew Punk

Ein neuer Führer

Wir befinden uns in der heißen Phase, Amerika wählt demnächst einen neuen Präsidenten. Was steht auf dem Spiel? Die Wirtschaft? Das Selbstbestimmungsrecht der Frau? Die Zukunft der Tea Party? Sicher sind all diese Themen von großer Bedeutung, aber für ordentliche Linksliberale wie mich ist wahrscheinlich nichts wichtiger als die Hoffnung, Amerika möge erneut Wiedergutmachung leisten und seinen ersten afro-amerikanischen Präsidenten wiederwählen. Zwar hat Obamas Präsidentschaft nicht alle Wunden geheilt, die die Jahrhunderte der Sklaverei und des Rassismus hinterlassen haben. Sie hat aber bewiesen, dass es zumindest in unserer Kraft steht, die Vergangenheit hinter uns zu lassen, um nach einer gerechteren Zukunft zu streben.
Wie stolz mich das als Amerikaner macht! Und wie sehr es mein Schuldbewusstsein erleichtert, als Amerikaner, der unbestreitbar weiß ist! Tatsächlich fühle ich mich so gut, dass ich beschlossen habe, die frohe Botschaft bei meinen deutschen Freunden zu verbreiten, die ja auch ihr Bestes tun, um ihre schwierige Vergangenheit zu überwinden. Nehmen Sie also bitte meinen Fünf-Punkte-Plan für eine neue und strahlende Zukunft entgegen. Ich nenne ihn: die Endlösung der Endlösung. Er ist mein Geschenk an Sie:
1. Stellen Sie einen Juden osteuropäischer Herkunft als Kanzlerkandidaten auf. Jemanden wie Woody Allen. Oder, wenn Sie auf die Stimmen der jungen Wähler aus sind, Sarah Silverman. Anders als Allen kriegt sie immer noch ziemliche gute Witze hin.
2. Halten Sie seinen oder ihren Wahlkampfslogan sinnträchtig, aber simpel, so im Stil von »Hoffnung« oder »New Deal«. Vielleicht »Hoppla, mein Fehler« oder »Dekadente Kunst um der Dekadenz willen«.
3. Entwickeln Sie eine Reihe prägnanter Bilder, die die Vorstellungskraft der Öffentlichkeit in ihren Bann ziehen, und nutzen Sie die neuen Medien, um sie zu verbreiten. Dieses Mal kein Hakenkreuz, sondern einen Davidstern. Und richten Sie eine Facebook-Seite ein.
4. Wählen Sie einen Song für die Kampagne, der den Erfolg endgültig garantiert, indem er eine Wohlfühlstimmung verbreitet, die sich auf die Stimmung überträgt, die Sie um Ihren Kandidaten herum schaffen. In diesem Fall nicht Bill Clintons Aneignung von Fleetwood Mac oder Ronald Reagans widerrechtliche Aneignung von Bruce Springsteen, sondern eher einen ironische Stoßseufzer, sagen wir mal »Belsen Was a Gas« von den Sex Pistols.
5. Lehnen Sie sich nun zurück, entspannen Sie sich und genießen Sie die Ruhe, die eintritt, wenn man seine Vergangenheit überwunden hat. Und dann folgen Sie einfach Ihrem Führer, Ihrem gewählten, neuen, jüdischen Führer. Heil Juden! Der Schnauzbart ist optional.

Die ungekürzte englische Fassung finden Sie hier.