Back to the Roots und zur D-Mark

Berlin Beatet Bestes. Folge 167. Pokey LaFarge and the South City Three: Chittlin’ Cookin’ Time in Cheatham County (2011).

Gestern rief mich mein alter Freund Karsten aus Hamburg an. Wir quatschten so über Musik, Tanz und alles Mögliche, bis er mir folgende Geschichte erzählte: »Apropos Platten, ich hab da letzten Sonntag was ganz Abgefahrenes erlebt. Ich war mit einem Kumpel auf dem Feldstraßenflohmarkt und gucke so bei einem Händler durch die Kisten. Junger Typ, typischer Flohmarkthändler. Ich frage, was die Platten kosten. Er: ›Stück zwei Euro.‹ In den Kisten sind lauter Schlagerplatten, aber so ein, zwei ganz coole Scheiben stecken auch dazwischen. Unter anderem eine LP von PIL. Als ich checke, wie der Zustand der Platte ist, guckt da plötzlich ein Zehnmarkschein aus der Hülle. Naja, ich habe den Verkäufer fairerweise gleich darauf hingewiesen, aber als ich ihm den Schein zeigte, guckte der mich nur völlig ausdruckslos an und zuckte mit den Schultern. Offensichtlich war er zu jung, um einen D-Mark-Schein überhaupt zu erkennen. Der dachte wahrscheinlich, das wäre irgendein Flyer. Ich hab’ dann den Schein seinem Vater gezeigt, der daneben stand, und der hat ihn natürlich sofort eingesteckt. Die Platte von PIL wollte ich dann aber doch haben. Ich sage: ›Ein Euro?‹ Der Verkäufer: ›Nee, zwei Euro pro Stück.‹ Und ich: ›Na, ich hab’ Ihnen doch eben einen Zehnmarkschein gegeben.‹ Er: ›Okay, einen Euro.‹ Ja, und als wir dann später im Café saßen, hantiere ich so mit der Platte, da flattert dann noch ein Zehnmarkschein heraus! Ich greife in die Hülle hinein und finde noch einen Zwanzigmarkschein. Und noch einen und noch einen! Insgesamt waren 290 Mark in der Plattenhülle versteckt! Es waren also ursprünglich ­genau 300 Mark, die jemand da gebunkert und dann vergessen hat. Am nächsten Tag bin ich gleich zur Bank und hab’ dann knapp 140 Euro dafür bekommen!«
Tja, so etwas ist mir leider noch nie passiert. Ich finde in Schallplattenhüllen höchstens mal einen alten U-Bahnfahrschein aus den fünfziger Jahren. Allerdings habe ich es mir angewöhnt, Eintrittskarten, Konzertflyer und sonstige Schallplattenwerbezettel in die neuen Singles zu stopfen, die ich gerade gekauft habe. Nach Jahren finden sich so immer noch schöne Erinnerungen an die Zeit, in der ich die Platten gehört und die Bands live gesehen habe. Pokey LaFarge habe ich noch nicht live gesehen, aber vielleicht kommt er mit seiner Band demnächst noch mal auf Tour. Die Single habe ich im Plattenladen entdeckt, in der kleinen Abteilung mit Platten des Labels Third Man Records. Das Label, das ursprünglich nur Singles veröffentlichte, wurde 2001 von Jack White von den White Stripes gegründet. Er produzierte auch bislang fast alle Aufnahmen der musikalisch vielseitigen Künstlerauswahl selbst. Zwar bevorzugt White root-orientierte Musik wie Blues, Country und Folk, dennoch ist Third Man kein reines Retrolabel. Pokey LaFarge passt mit seinem swingenden Hillbillysound jedenfalls prima in das Programm. Fröhlich, frisch und folkig.