Cancel Contest

Seit Jahren gibt es in einigen Kreisen deutscher Unterhaltungsschaffender einen witzigen Wettbewerb. Ziel ist es, möglichst oft bei Stefan Raab und seinem telemedialen Museumsdorf »TV Total« abzusagen. Während der Verfasser Raab bereits zweimal entsagen konnte, sollen andere schon Dutzende Absagen ausgesprochen haben. Erfreulich ist, dass dieser Wettbewerb nun auch öffentlich ausgetragen wird und dass Raabs Polit-Talkshow schon am Wettbewerb teilnahm, noch bevor die erste Sendung ausgestrahlt war. Volker Beck behauptete, Raab habe ihn ausgeladen, weil Peter Altmaier angeblich darauf bestanden habe; Altmaier wiederum sagte genau dieser Gerüchte wegen ab. Gleichwie: Beide Sportsfreunde dürfen sich nun je eine Absage gutschreiben – und Bonuspunkte dafür, dass dadurch überhaupt keine Politiker von bundespolitischer Bedeutung dabeiwaren. So ruderte der überforderte Raab zwischen lauter Hinterbänklern durch eine Sendung, die dem Genre Polittalk die Frische zurückgeben sollte und ihm doch nur weitere Peinlichkeiten hinzufügte: Bei Jauch langweilt man sich wenigstens gepflegt, bei Raab muss man noch seine Arroganz und Kälte ertragen. Kaum zu glauben, wie wenig es ihm gelang, seinen Ärger über die beiden Absagen zu unterdrücken: Beim Thema »Soziale Netzwerke« sprach er über Altmaier, der mit nebulösen Andeutungen über sein »Schicksal« eine Outing-Debatte ausgelöst hatte, und ergänzte: »Hier in Köln nennt man ihn den Twitterpeter.« Eine müde Zote, die nicht zündet, einen angeblich willkommenen Gast abkanzelt und von der Panik eines Moderators kündet, auf Teufel komm raus eine Kontroverse vom Zaun zu brechen: Das wird dem Sport der Raab­absage hoffentlich viele neue Mitspieler verschaffen. Ihre Einsätze, bitte!

Leo Fischer ist Chefredakteur des Satiremagazins Titanic.