»Er wollte, dass die iranischen Dissidenten ihre Differenzen beiseite legen«

Am 6. November gaben iranische Sicherheitsbehörden den Tod des iranischen Bloggers Sattar Beheshti (35) bekannt. Am 30. Oktober war er verhaftet worden. Gefangene in Teherans Evin-Gefängnis, in das Beheshti gebracht wurde, berichten, dass er schwer gefoltert worden sei. Seine Beerdigung fand unter scharfen Auflagen statt. Wir sprachen mit Majid Niknam, einem ehemaligen Mitarbeiter der Wahlkampfkampagne Mehdi Karroubis. Vor zwei Jahren hat er den Iran aus politischen Gründen verlassen. Er kannte Sattar Beheshti und war mit ihm befreundet.

Was war Sattar Beheshtis politisches Anliegen?
Als ich ihn vor ein paar Jahren traf, gehörte er keiner bestimmten politischen Richtung an. Was ihn bewegte, waren die sozialen und politischen Probleme, mit denen die Menschen und insbesondere die Arbeiter im Iran leben. Er fühlte sich mit seinen Anliegen sehr alleine und es hat ihn immer beschäftigt, dass die politische Opposition und die ganz normalen Leute im Iran, mit ihren alltäglichen Problemen, eine größere Einheit herstellen sollten. Er wollte, dass die Dissidenten ihre Differenzen beiseite legen, denn die nützten nur der Regierung. Aber am Ende blieb er doch allein mit seinen Aktivitäten.
Was hat er genau gemacht?
Er war ein einfacher Arbeiter. Die Situation der Arbeiter im Iran ist sehr hart. Was ihn am meisten gestört hat, war, dass es keine Freiheit gibt. Dieser Druck von oben, dass man sich nicht frei äußern kann, dass andere für einen Entscheidungen treffen und so viele darunter leiden, das hat ihn bewegt.
Wie schätzen Sie Beheshtis Einfluss und Relevanz als Blogger ein?
Wie viele Menschen er erreicht hat, das kann ich nicht genau sagen. Ich kann aber sagen, woran er geglaubt hat. Dass wir unsere Arbeit koordinieren müssen, seine und andere Websites vernetzen. Er sagte, es müsse ein Zusammenhalt geschaffen werden. Das war immer sein Thema. Er hatte zwei Facebook-Seiten und ein Weblog und hat mit sehr vielen Leuten über Skype Kontakt gepflegt. Er hat über die alltäglichen Ereignisse im Iran geschrieben, Äußerungen von Regierungsmitgliedern kommentiert. Er schrieb auch über die Situation der politischen Gefangenen, über Nasrin Sotudeh, über Heshmatollah Tabarzadi und andere. Es ist gut, dass Sie sich für unsere Probleme interessieren. Ich hoffe, wir leben einmal in einem freien Iran und wir können uns dort wiedersehen.