Ferien im Kummer

Sie heißen »Angst«, »Trauer« und »Fremd«. Schöne, aber auch schwierige Namen für Pensionen und Hotels. Wer bucht schon gerne im »Hotel Kummer«? Entdeckt haben sie die Künstlerin Conny Habbel und der Autor Franz Adrian Wenzl in Deutschland, Italien und Österreich. »Herzbrechhotel« heißt der Band mit melancholischen Kurztexten von Wenzl und Habbels beklemmenden Aufnahmen verwaister Flure, kahler Zimmer und beängstigend akurat gemachter Betten. Hier will man nicht eine Nacht verbringen.
Dabei ist das Hotel der wilde, magische Ort der Popkultur. Er handelt davon, dass es keine Heimat gibt, aber die Sehnsucht danach beschwört er dennoch. Diese Herzbrechhotels mit den sprechenden Namen, die zumeist nach ihren Inhabern benannt wurden, sind aber anders – spießig und aus der Zeit gefallen. Es sind eher die Art Unterkünfte, in denen Außenhandelsvertreter unterkommen, verschwitzte Ehebrüche stattfinden und ahnungslose Touristen stranden. Das Buch ist ein trauriges Roadmovie, das so richtig dick aufträgt. Und das raunende Nachwort von Robert Pfaller setzt noch eins drauf. Ein morbider Anti-Urlaubskatalog, der die Herbergen in ein möglichst trübes Licht taucht. Und mit der Realität so wenig zu tun haben dürfte wie die Darstellungen im Hotelkatalog von Neckermann. Schön schrecklich, aber man vermisst bei der sentimentalen Inszenierung dann doch den Spaß am Alltagstrash.

Conny Habbel/Franz Adrian Wenzl: Herzbrechhotel. Orange Press, Freiburg 2012, 128 Seiten, 18 Euro