Homms Märchen

Deutschlands vielleicht bekanntester Hedgefonds-Manager ist fünf Jahre nach seinem Verschwinden plötzlich wieder da. Florian Homm war 2007 untergetaucht, nachdem er wegen manipulierter Geschäfte unter Betrugsverdacht geraten war. Seitdem suchte ihn nicht nur die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde. Angeblich soll er Anleger um umgerechnet mehr als 150 Millionen Euro gebracht haben. Schon vor seiner Flucht erinnerte das Leben des Finanzmanagers an das eines Schurken aus James-Bond-Filmen. Er schätzte leichte Mädchen und rauchte gerne Havannas. Homm war der Star der Spekulanten, ausgezeichnet als Hedgefonds-Manager des Jahres 2006, gefeiert als Retter des finanziell angeschlagenen Fußballvereins BVB Dortmund. Bis er spektakulär abstürzte.
Seinen eigenen Erklärungen zufolge verschwand er 2007, weil er »seelisch und moralisch verloren« gewesen sei. Danach habe er »monatelang in vollkommen verarmten und extrem gefährlichen Regionen gelebt, um den Sinn der menschlichen Existenz zu ergründen«, erzählte er Journalisten von FAZ und SZ. In geheim arrangierten Interviews durften die ihn kürzlich befragen. Gemeint sind damit wohl die Gerüchte um seinen Aufenthalt in Venezuela, wo er in Caracas angeschossen wurde. Homm behauptete, jemand habe versucht, seine Brieftasche zu stehlen. Der DEA zufolge war er in Geschäfte mit den dortigen Drogenkartellen verwickelt. Da Homm unauffindbar blieb, setzten betrogene Anleger schließlich ein Kopfgeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro auf ihn aus. Gekriegt haben sie ihn nicht. Er sei auch gar nicht untergetaucht, behauptet er, sondern habe nur lange Zeit mit falschem Pass in Paris gelebt – als liberianischer Kulturattaché. Gegenüber den Journalisten gestand Homm: »Ich war schmierig, humor- und seelenlos.« Heute glaube er an die »positive Botschaft von Christus«. Erfuhr er Läuterung oder ist das nur ein geschickter Werbetrick? Die Veröffentlichung seiner Autobiographie »Kopf Geld Jagd« steht bevor. Was ihm von seinem Reichtum geblieben sei, sei eine »Lachnummer«, ein bis zwei Prozent dessen, was er einmal besaß, sagt er. Ausgehend vom ursprünglichen Vermögen wären das noch vier bis acht Millionen Euro. Vielleicht kann er ja durch den Verkauf seines Buches diese lachhafte Summe etwas aufbessern. Offiziell gehen die Verkaufserlöse an die Liberia Renaissance Foundation. Zufälligerweise spielt seine Ex-Frau in dieser Stiftung eine nicht unerhebliche Rolle.