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Hallo, ist da jemand? An einem Werktag vergangener Woche herrschten in den Redaktionsräumen der Jungle World postapokalyptische Zustände. Stille, Leere, Einsamkeit. Eine verheerende Mischung aus Inanspruchnahme von Urlaubstagen und einer Erkältungsepidemie hatte uns heimgesucht. Vielleicht lag es auch einfach nur am November in Deutschland, den ja kein Mensch aushalten kann. Die Hälfte der Ressorts blieb jedenfalls für einen Tag unbesetzt. Doch wie lassen sich derartige mittlere Katastrophen in Zukunft vermeiden? »Ordentlich arbeiten, nicht rumpienzen! Dann ist auch die Erkältung schnell weg«, heißt es da seitens einiger Kollegen mit arbeitsmoralischer Strenge. Arbeitnehmerfreundlichere Strategien der Erkältungsbekämpfung sollen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, an dieser Stelle aber nicht vorenthalten werden. Ingwertee mit heißer Zitrone, Honig und Thymian, außerdem nicht zur Arbeit gehen, lautet ein Tipp aus der Geschäftsführung. Doch es gibt Vorbehalte gegen diese eher traditionelle Strategie, lieber wird ordentlich nachgeholfen bei der Virusabwehr: »Zink, Zink, Zink! Das teure!« meint eine Kollegin. Trotz des ganzen Ingwergebräus seien nämlich alle immer noch krank. Viele helfen gerne mit der chemischen Keule nach, verschiedene pharmazeutische Markenpräparate werden da aufgezählt. »Das ist zwar äußerst ungesund, aber nach zwei Tagen ist die Erkältung weg«, lautet das Urteil eines Chemienutzers. Eine ganze Debatte über den Sinn und Unsinn von erkältungsbedingtem Vitaminkonsum entbrennt hingegen in der Themaredaktion. Das ganze Leben müsse man sich vitaminreich ernähren, sonst bringe das gar nichts, weiß die Gesundheitsbewusste. Auf das »jüdische Penicillin« Hühnersuppe, frischen Orangensaft und Paprika schwört ihr Kollege. Vegane »Hühnersuppe« helfe genauso, wird eingeworfen, schließlich gehe es nur um die warme Flüssigkeit. Wie auch immer, »medizinisch behandelt dauert die Erkältung sieben Tage, sonst ist sie nach einer Woche vorbei«, zitiert ein anderer Kollege eine alte Weisheit. Einmal im Jahr müsse man da halt durch. Zum Glück folgte auf den unheilvollen Tag vergangener Woche ein Wochenende, an dem sich Urlaubsfreuden und Malaisen auskurieren ließen, und schon zu Wochenbeginn arbeiteten wir wieder emsig und fast vollzählig. So halten Sie wie immer eine frische, gut gefüllte Ausgabe in den Händen. Genießen lässt die sich übrigens auch prima im Krankenbett – ob mit einer Tasse Ingwertee, sei Ihnen überlassen.

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Länger, höher, weiter. Die Ausstellung »Gebärde Zeichen Kunst/Hörende Kultur« im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien endet nicht im November, sondern erst am 13. Januar 2013. Dschungel 46, Seite 5