Rettet euch selbst!

Es war einmal eine Zeit, in der gedruckte Zeitungen als etwas Wertvolles galten. Viele Menschen nahmen sie zur Hand, um sich zunächst zu informieren und sich danach womöglich eine Meinung zu bilden. Schöne Sache, so ein Bildungsangebot für alle. Jahrzehntelang lebten Zeitungsmacher und Zeitungsleser glücklich und zufrieden. Man mochte sich, schätzte einander. Es hätte ewig so harmonisch weitergehen können.
Doch dann tauchte gewissermaßen über Nacht, also scheinbar aus dem Nichts, etwas Übermächtiges auf und lehrte das Gedruckte das Fürchten: ein Datenmoloch namens Internet. Der war zwar nicht per se böse, aber als digitales Medium einfach unfassbar schnell. Mehr noch, das Internet kannte keine Grenzen, mit jedem Nutzer wuchs sein Wissen. So dauerte es nur eine kurze Weile, bis die Unterlegenheit des Analogen augenfällig wurde. Doch da war es schon zu spät. Einst bekannte und beliebte Produkte wie die Frankfurter Rundschau oder die Finan­cial Times Deutschland verschwanden vom Markt. So wird die Geschichte vom Untergang des Zeitungswesens gerne erzählt – zumindest von der Print-Branche.
Bei Bekanntwerden der beiden prominenten Todesfälle wurde sofort lauthals nach dem Staat gerufen. Dieser solle, bitte schön, umgehend daran gehen, derartige Verluste künftig zu verhindern. Am Besten mit Hilfe von viel Geld, das man darbenden Zeitungen zur Verfügung stellt, um deren Überleben zu sichern. Selbstverständlich, so wurde ergänzt, solle dabei die Berichterstattung unabhängig bleiben.
Doch das wäre zu schön, um wahr sein zu können. Es ist nämlich eine Mär, dass staatliche Zuwendungen, etwa in Form von großzügigen Subventionen, die Misere der Zeitungen beheben könnten. Zum einen ist die Krise selbstverschuldet. Die Verlage haben das Internet als Konkurrenz anfangs mitleidig, ja überheblich belächelt.
Als man endlich erkannte, was auf einen zukommt, mangelte es an Ideen, auf die Herausforderung zu reagieren. Allein durch die Einrichtung einer Online-Redaktion kann das Problem eben keineswegs gelöst werden. Es braucht Geschäftsmodelle, die auf kluge und kommer­ziell erfolgreiche Weise Analoges mit Digitalem verbinden. Geld vom Staat ist allerdings der Kreativität eher abträglich und führt zu gedanklicher Trägheit. Es bliebe nur eine Gnadenfrist, mehr nicht.
Zum anderen birgt eine Rettungsaktion, die durch die öffentliche Hand finanziert wird, die große Gefahr, dass mittels des Geldes politische Landschaftspflege betrieben werden könnte. Wer etwas gibt, tut dies nur selten selbstlos. Er erwartet vielmehr eine Gegenleistung, in welcher Form auch immer. Deshalb sollte der Staat außen vor bleiben. Gedruckte Zeitungen müssen aus eigener Kraft überleben. Denn nur wer sich selbst achtet, wird beachtet.