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An der Tür zu den Waschräumen hängt seit Neuestem ein großer Zettel mit der Aufschrift: »Wir wollen geputzt werden! Die Klos«. Ein Wink an den redaktionsinternen Reinigungsdienst. Wann wurden die Waschräume eigentlich zuletzt gesäubert? Wann der Konferenztisch freigeräumt? Der Teppich gesaugt? Die Küche auf Hochglanz gebracht? Alles hübsch gemacht? Lang ist’s her. Zeitzeugen erinnern sich. Es muss damals gewesen sein, als dieser Mann zu Besuch war, über den jetzt alle reden. Wie heißt der noch? Kollegin, sag’ mal schnell, der Dingens damals, der jetzt die große Welle macht. »Tarantino? Thierse? Bushido?« Tarantino war bei uns? Und vorher wurde geputzt und die Hoodies aus- und die Hemden angezogen? Hemden, weil Tarantino kommt, hm, hm, hm. Und was soll der bei uns gewollt haben? Ah, okay! Da war vielleicht damals ein Casting in Berlin, er suchte echte Antifas, die bei »In­glourious Basterds« mitmachen sollten, und Tarantino dachte, authentische, kampferprobte Nazijäger findet er bestimmt massenhaft bei der Jungle World. Und war dann total enttäuscht von den Leuten und auch vom Niveau der Auseinandersetzung, wurde motzig und meinte: »Ihr redet total geschwollenes Zeug daher, mich interessieren weder euer sekundärer Antisemitismus noch diese doppelten Standards. Ich will Blut spritzen sehen.« (»You guys talk bullshit, I don’t give a damn on second-hand antisemites and double standard. I wanna see blood splash.«) Nein, so war das wohl doch nicht. Tarantino latschte damals zwar immer durch den Kiez, aber mal zu uns Raufkommen war nicht. Also, wer war’s noch gleich? Vielleicht doch der Thierse. Der kam zum Hintergrundgespräch. Eine frische Tischdecke wurde aufgelegt, Kaffee gekocht, und dann saßen alle brav um den Konferenztisch und mussten sich fragen lassen: »Sind auch echte Berliner unter Ihnen?« Thierse wurde erklärt, dass das nicht so direkt zutreffe, dass wir aber jemanden anrufen könnten, der manchmal hier arbeitet und aus Berlin ist. Ach, Quatsch mit Thierse. Das war jemand anderes Schickeres. Der Bushido vielleicht? »Ich verrat euch die hundert krassesten Steuertipps, da kommense euch nie drauf, ey. Aber die Beflaggung, ihr Schwuchteln, (Bushido deutet auf eine Vase mit Israelfähnchen auf dem Tisch) kommt mal ganz schnell weg.« Nein, der war’s auch nicht. Ach, vergessen.