Surprise!

Seit einiger Zeit gibt es sie, die »Überraschungseier für Mädchen«, und dass dieser geradezu endzeitliche Müll aus dem Hause Ferrero in einem Land, in dem eine Kristina Schröder schon als Feministin zählt, derart müde Wellen geschlagen hat, die Eier mithin immer noch erhältlich sind, gibt dem Konzern nachträglich recht: Offenbar sind die Frauen, von Ausnahmen abgesehen, tatsächlich so sprach- und machtlose Püppchen, wie sie Ferrero in seine Glukose-Schalen packt.
Denn die Überraschung ist, dass es keine gibt: Alle Produkte im Girl-Ei entstammen dem heteronormativen Kosmos – und noch bereinigt um die letzten drei Jahrzehnte: War Barbie in einer historischen Übergangsphase manchmal noch Pilotin oder Ärztin, so preist Ferrero nun winzige »Barbie Fashionistas« als große Sonderaktion an. Sieh an, Barbie als Model! Das ist ja mal eine kreative Innovationsidee! Im Gegensatz zu den großen Vorbildern sind die Eierbarbies nicht einmal voll beweglich, sondern starre, lieblos geschnitzte Plastikstatuetten, deren einziges Unterscheidungsmerkmal ist, dass sie ein Abendkleid tragen oder ein Spaghettitop; magersüchtige Happyhippos, die vor angemalter Dummheit kaum aus den Augen schauen können. Eine antifeministische Phantasie aus dem Bilderbuch: Lauter kleine Brüterinnen in lauter kleinen Eiern, nur darauf getrimmt, kleine Mädchen ebenfalls zu Brüterinnen zu machen, die ihrer Brut wiederum Eier kaufen – die faschistische Feier des Lebens als nackte, geistlose Reproduktion.
Man stelle sich den Aufschrei vor, Ferrero brächte ein migrationsorientiertes Überraschungsei auf den Markt: das Türk-Ei, mit kleinen Messern zum Zusammenbasteln, Bushido-Puzzle und echter Knoblauchzehe in jedem siebten Ei.

Leo Fischer ist Chefredakteur des Satiremagazins Titanic.