Dada aufs Wurstbrot

Es ist mittlerweile bald zehn Jahre her, dass Les Reines Prochaines ein komplettes Album vorgelegt haben. Jetzt, zum 25jährigen Jubiläum der Band, bringen die vier Frauen aus der Schweiz nicht nur eine neue Platte auf den Markt, sondern gehen auch wieder einmal auf Tour. Begonnen hat die Band eigentlich als ein von Feminismus und Jugendrevolte inspiriertes Videokollektiv. Musik war dabei immer nur ein Teil – wenn auch ein zunehmend wichtiger – des Ganzen. Vielleicht ist auch genau das der Grund dafür, dass die Musik von Les Reines Prochaines sich nur schwer einordnen lässt. Beim Versuch, es dennoch zu tun, müssen einige Stichworte nahezu zwangsläufig fallen, weil gewisse Verbindungen offensichtlich sind. Klare musikalische Querverweise etwa gibt es in Richtung Balkan. Auch Tango und Chanson sind deutlich zu erkennen. Im Zentrum steht jedoch stets der Gesang, was dem Ganzen etwas von Agit-Prop verleiht. Die vier reinen Sprechstücke auf dem Album unterstreichen diesen Eindruck noch. Mit ein bisschen gutem Willen lassen sich auch Parallelen zwischen Les Reines Prochaines und den frühen Kommando Sonne N-Milch finden – vor allem, was die anarchische Absurdität einiger Texte angeht. Huldigungen des Kreisverkehrs oder der Kombination von Fenchel und Wurst jedenfalls, wie sie auf dieser Platte zu finden sind, haben nicht viele im Programm. Aber Dada kam ja bekanntlich auch aus der Schweiz.

Les Reines Prochaines: Blut. Unrecords
(Cargo Records)