Alles nur Fassade

Berlin-Gropiusstadt am vergangenen Samstag. Umringt von den grauen Hochhausblocks, die schon Christiane F. hervorbrachten, versammeln sich etwa 300 Menschen, um gegen eine Veranstaltung der NPD in einem Gemeinschaftshaus zu demonstrieren. Die Szenerie ist geprägt von einer Mischung aus Fahnen diverser Orga­nisationen und Antifa-Transparenten. Wieder einmal lädt die rechtsextreme Partei zu einer Veranstaltung im Rahmen ihrer Kampagne gegen ein geplantes temporäres Asylbewerberheim im benachbarten Rudow (Jungle World 48/2012). Dabei soll der Stargast Udo Pastörs den Kameraden nach einigen wenig erfolgreichen Aktionen wieder neuen Kampfgeist einimpfen. Vor dem Eingang steht neben den etwa 70 Neonazis, die begleitet von Protesten eintreffen, auch ein kleines Grüppchen kritischer Teilnehmer und wartet auf Einlass. Das Bezirksamt hat die Auflage erteilt, alle Interessierten einzulassen, da die Veranstaltung als »öffentlich« angemeldet worden war. Während sie gemeinsam warten, taucht plötzlich eine Handvoll Aktivistinnen von Femen auf und versucht wie üblich »oben ohne«, die Absperrungen zu überwinden. Das Spektakel ist zwar schnell vorbei, sorgt aber für Gesprächsstoff. Als die Nackedeis von der Polizei abgeführt werden, klatschen die NPD-Anhänger Beifall und erfreuen sich am Anblick der jungen Frauen. Auch drinnen dauert es nicht lange, bis es zu lauten Unmutsbekundungen kommt und die ohnehin fragile bürgerliche Fassade des Vortrags in sich zusammenfällt. Rechtsextreme stürmen in Richtung der Störer und es kommt zu Rangeleien. Auch die folgenden Reden konzentrieren sich sehr auf die unerwünschten Gäste, was zu einem skurrilen Dialog aus Störrufen und Ansprachen an die »sehr verehrten Linksradikalen« führt. Für eine seriöse Außenwirkung oder die Stärkung des Kampfgeistes dürfte die Veranstaltung nicht eben tauglich gewesen sein.