Frühstück zeigen

Die Bilder sind wunderschön – ein Drachenflieger zeigt seinen Flug, eine Ballerina den Weg auf die Bühne und ein Model den Catwalk aus seiner Sicht, ein Eiskunstläufer die Todesspirale seiner Partnerin, ein New Yorker Fahrradkurier eine halbe Minute seines Arbeitsalltags im dichten Verkehr. Die vielen verschiedenen und seit voriger Woche massenhaft in Internetforen und Social Media verbreiteten Szenen sind Bestandteil einer Werbekampagne für Google Glass. Das neueste Projekt des Unternehmens, das in den vergangenen Jahren eine Menge Flops (wie das großmäulig als Facebook-Konkurrenz angekündigte G+, das nie wirklich populär wurde) verzeichnen musste, sucht mit dem Video nach Testern. Glass ist, angesichts des Namens nur wenig überraschend, eine durchsichtige Brille, die es ermöglicht, jederzeit aus der eigenen Perspektive kurze Filmchen aufzunehmen und im Internet zu veröffentlichen. G+-Nutzer – und, vielleicht weil man den Usern der eigenen Social-Media-Plattform nicht wirklich zutraut, sonderlich Spannendes zu erleben – Twitter-User können sich ab sofort um so eine Brille bewerben. Die Voraussetzungen sind einfach: In einem kurzen Text muss beschrieben werden, was man mit Glass zu filmen gedenkt, außerdem muss man Project Glass bei Twitter oder eben G+ folgen, 18 Jahre alt sein und in den USA leben.
Was nun klingt wie aufregende Zeiten, in denen man so gut wie live bei allen möglichen Veranstaltungen, Events und geschichtsträchtigen Ereignissen dabei sein kann, wird dann aber vermutlich am Ende doch nur das sein, was das ganze hippe neue Gedöns immer wird, wenn es nur erst einmal leidlich populär geworden ist: Leute zeigen ihr Frühstück, ihr Mittagessen und ihr Abendbrot und hin und wieder gibt es ein paar Szenen aus dem Urlaub. Na dann.