Sie wollen draußen bleiben

Drei Mannschaftswagen der Berliner Polizei stehen am Columbia­damm in Neukölln, denn an diesem Mittwochabend steht ein Fußballspiel auf dem Plan, das einige Brisanz birgt. Da durch den langen Winter in Berlin gleich mehrere komplette Spiel­tage ausgefallen sind, spielen die hiesigen Amateurteams derzeit, wann immer es nur geht. Manche Mannschaften haben in manchen Wochen drei Spiele. Der BSV Hürtürkel, der hier am Columbiadamm spielt, ist davon genauso betroffen wie die heutigen Gäste von Tennis Borussia. Das Spiel könnte für beide Teams richtungsweisend sein. Hürtürkel steht kurz vor der Sensation, als Aufsteiger direkt weiter in die Oberliga zu gelangen. Tennis Borussia ist erschreckend schlecht aus der Winterpause gekommen und droht noch in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden. Dennoch ziehen es rund 70 Fans der Gäste vor, dem Spiel draußen vor dem Zaun beizuwohnen. Der Eintrittspreis von zehn Euro – auch wenn er noch auf acht Euro gesenkt wird – ist vielen einfach zu hoch für ein Sechstliga­spiel. Das Bier ist draußen vor dem Stadion dank des Spätis um die Ecke auch billiger. Das desaströse 1:4 ihres Teams sorgt bei vielen für Sarkasmus, bei einigen jedoch auch für Sorgenfalten. So eine Niederlage tut weh, und das umso mehr gegen einen Verein, der in der vergangenen Saison für Schlagzeilen sorgte, weil einige seiner Spieler und Anhänger Spieler der TuS Makkabi rassistisch und antisemitisch beleidigt hatten und der Trainer Vedat Beyazit in der Folge wegen antisemitischer Beleidigungen im Juni 2012 für elf Monate gesperrt worden war. Beyazit wird von Hürtürkel immer noch als Teil des Trainerteams geführt, auch wenn zumindest formell Tamer Kilic als Trainer fungiert. Nach wirklicher Distanzierung vom Antisemitismus sieht das nicht aus, nach wirklichem Engagement gegen jede Form von Diskriminierung, wie es sich Tennis Borussia auf die Fahnen geschrieben hat, erst recht nicht.