50 Jahre Teenage Angst I

Keine Entourage, nirgends. Keine Promotion, keine Product Manager, keine Strategen – nichts von diesem Zirkus, nur weißes Licht, das auf drei Männer herunterscheint, von denen mindestens einer seit einem ganzen Künstlerleben mit dem falschen Fuß aufzustehen scheint. Steve Albini ist eine Legende des US-amerikanischen Underground. Als Produzent und Toningenieur, als zerknirschtes, übellauniges Grauen des Musikbusiness und Gitarrist und Sänger der Band Shellac. Es war brutaler Noise-Rock, perfekt durchorganisiert, der das Publikum während der ersten Hälfte des Konzerts im Berliner Berghain dermaßen einschüchterte, dass kaum jemand wagte, zwischen den Songs das Wort zu erheben. Weil auch niemand einschätzen kann, wie unnahbar diese Band ist. Weil man nur ehrfürchtig und erstaunt sein kann über Shellac und diesen Verweigerungsgestus, der offensichtlich verwirrend genug ist, um nicht ausgeschlachtet zu werden. Am Ende die gute Nachricht: Es wird ein neues Album geben. Bald.   OKO

50 Jahre Teenage Angst II
Pure Empörung: »Eine persönliche Bitte: Liebe konservative Politiker, tut was ihr wollt und tut es wo ihr wollt, aber bitte lasst den Rock’n’Roll in Ruhe. Erst von und zu Guttenberg bei AC/DC, jetzt Wulffs bei Springsteen. Was kommt noch? Kauder bei Manu Chao? Diese Musik steht so ziemlich für das exakte Gegenteil Eurer Politik. Wann stellt Seehofer, natürlich in der Bild, seine Sex-Pistols-Plattensammlung vor? Gnade Bild & Co. Habt Erbarmen.« Cem Özdemir polterte auf Facebook, machte sich stark für den Rock. Er ist ja auch wirklich der verruchteste, der wildeste und furchtloseste, der alle Ketten gesellschaft­licher Zwänge sprengende Schrecken gutbürgerlicher Tugendhaftigkeit. Und hinter ihm: die Partei. Da können die Wullfs tausend Mal zu Springsteen gehen. Die Grünen haben Claudia Roth, ehemals Managerin von Ton Steine Scherben – so etwas Krasses könnten sich die schlimmen Konservativen von der CDU natürlich nie und nimmer leisten!   OKO
Feindgebiet I
80 Prozent der Deutschen finden die Jagd notwendig, in der Schweiz sind es etwa zwei Drittel, in den USA drei Viertel. Und trotzdem wollen die Jäger ein Imagelifting, die Akzeptanz reicht ihnen offenbar noch lange nicht aus. Der Deutsche Jagdverband lanciert deshalb eine Kampagne, um endlich mit den Vorurteilen über die Jagd aufzuräumen. Unter »Fakten statt Vorurteile« werden deshalb »Antworten und fundierte Hintergrundinformationen« geliefert, die den Waidmann ins rechte Licht rücken sollen. »Mehr als 300 000 Jägerinnen und Jäger engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich für den Artenschutz«, heißt es, wahrscheinlich geht es im weiteren Geseier um den Erhalt biologischer Vielfalt, um Schutz vor Tierseuchen und um Wildschäden. Als sollten wir den Jägern dankbar sein. Bei jedem Spaziergang durch den Wald vielleicht ein paar Blumen am Hochsitz vorbei bringen, wo ein alter blutrünstiger Sack sich verschanzt hat, um sich mit der Flinte Genugtuung zu verschaffen. Ätzend.   OKO
Feindgebiet II
Keine andere Science-Fiction-Serie gibt es länger. »Dr. Who«, eine Produktion der britischen BBC, läuft seit 1963, der Doktor reist mit seinen Weggefährten also seit 50 Jahren durch Raum und Zeit. Bekämpft Gegner, hilft Freunden. Jetzt sucht die Serie einen neuen Hauptdarsteller. Denn der 30jährige Matt Smith, der unter anderem in Ryan Goslings Regiedebüt »How To Catch A Monster« zu sehen sein wird, will zum letzten Mal in der diesjährigen Weihnachtsepisode von »Dr. Who« auftreten. Ob eine formlose E-Mail an die BBC als Bewerbung ausreicht, können wir gerade leider noch nicht beantworten.   OKO