»Er verdient kein Denkmal«

»Weg mit dem Ernst-Thälmann-Denkmal!« fordern die Jungen Liberalen Nordberlin und demonstrierten deshalb am Wochenende mit einer symbolischen Sprengung des Monuments, das im Prenzlauer Berg steht, für dessen Abriss. Maximilian Losch, Beisitzer für Programmatik der Jungliberalen, hat mit der Jungle World gesprochen.

Hatten Sie sich Sprengstoffgürtelattrappen gebastelt?
Wir hatten aus Pappe die Attrappe einer Dynamitsprengladung mit Zeitzünder gebaut. Das war also alles andere als explosiv im eigentlichen Sinn.
Was stört Sie an dem Denkmal?
Es ist eine ideologische Überhöhung Thälmanns. Es wurde 1986 unter Erich Honecker eingeweiht und steht damit symbolisch für das verzerrte Geschichtsbild der DDR-Diktatur. Diese hat lediglich herausgestellt, dass Thälmann von den Nazis ermordet wurde. Das war zweifellos ein Verbrechen. Auf der anderen Seite wollte Thälmann die Weimarer Republik zerschlagen und gewaltsam durch eine unfreiheitliche Räterepublik nach sowjetischem Vorbild ersetzen. Deshalb verdient er kein Denkmal.
Es gibt auch andere Plätze und Straßen, die fragwürdig benannt sind. Warum haben Sie sich das Denkmal ausgesucht?
Das Denkmal ist sehr groß und präsent. Außerdem ist der Thälmann-Park zurzeit wegen der bevorstehenden Umgestaltung stark in der Diskussion, in der aber stillschweigend über das Denkmal hinweggegangen wird, um es sich mit niemandem zu verscherzen. Dank unserer Aktion ist die Debatte über das Denkmal eröffnet.
In der FDP haben etliche ehemalige NSDAP-Mitglieder Karriere gemacht. Ist es nicht problematisch, als Mitglied dieser Partei gegen das Denkmal einer Person zu protestieren, die von den Nazis ermordet wurde?
Die Frage ist legitim. Aber wir können uns ja nicht wegen der fragwürdigen Vergangenheit einiger Personen in der FDP als politischer Aufarbeitungsmotor ausbremsen. Die FDP hat sich mit ihrer eigenen Vergangenheit kritisch auseinandergesetzt. Es haben Aufarbeitungsprozesse stattgefunden. Und wir Junge Liberale haben damit nichts mehr zu tun, den Schuh ziehen wir uns nicht an.
Die Zahl der Gegendemonstranten hat die der Jungliberalen deutlich überstiegen. Spiegelt dies die öffentliche Meinung wider?
Das ist schwer zu sagen. Kleine Gruppen wie die DKP und die Antifa sind bei diesem Thema schnell auf dem Plan, weil sie einen hohen Organisationsgrad haben. Wir sind optimistisch, dass wir mit unserer Forderung Gehör finden werden.