Das Medium

Ins Netz sperren

Ein deutsches Google, ach was, ein deutsches Internet – so ungefähr lauteten die Ideen, die selbsternannte Netzpolitiker wie Hans-Peter Uhl (CSU) und Dieter Wiefelspütz (SPD) kurz nach Bekanntwerden des NSA-Überwachungsprogramm Prism entwickelten. Was deutsche User in einem deutschen Internet treiben würden, ist jetzt schon klar: Petitionen schrei­ben und unterzeichnen. Die teutonische Liebe zur Petition zeigt sich bereits bei einem halbstündigen Aufenthalt in irgendeinem sozialen Netzwerk deutlich: Alle Viertelstunde wird man aufgefordert, ein unerhört wichtiges Anliegen an die da oben mitzuzeichnen, eingestellt auf einer der vielen Plattformen, die speziell fürs Unterschriftensammeln gegründet wurden. Auf change.org sammelt beispielsweise derzeit Anke Domscheit-Berg Stimmen dafür, dass Merkel Obama beim Staatsbesuch sagen soll, dass sie Überwachung nicht toleriere, mit einer aparten Begründung: »Das Brandenburger Tor steht für die Freiheit Deutschlands«, entsprechend sei es »bittere Ironie« und »mangelnde Sensibilität«, dass der US-Präsident aka »Stratege der globalen Überwachungskultur« ausgerechnet dort reden dürfe. Andere treiben viel gravierendere Probleme um. Dass einige Inhalte auf bild.de nun kostenpflichtig sind, mag jemand namens Joel H. nicht hinnehmen und startete die Petition »Täglich Bild für alle frei verfügbar!«, 18 Unterschriften konnten bis Montag gesammelt werden. Das sind sechs mehr als bei »Facebook: Keine automatische Sperre bei Freundschaftsanfragen«, wo moniert wird, dass man nicht willkürlich wildfremden Leuten auf die Nerven gehen dürfe. Eine Petition an Paypal ist da schon erfolgreicher, 567 Unterstützer fordern 25 Euro Entschädigung für eine irrtümlich versendete Gewinnbenachrichtigung. Diese Leute alle in ein deutsches Internet zu sperren, wäre ein super Anfang.