Platte Buch

Merkwürdiges aus dem Garten

Nicholas Bullen – der Name dürfte die Horden nicht gerade mit gezücktem Portemonnaie in die Plattenläden treiben. Das mag vor allem daran liegen, dass Bullen erst jetzt, nach 30jähriger Geschichte als Musiker, sein Solodebut unter eigenem Namen veröffentlicht. Nach seiner Zeit als Pionier extremer Musik – Gründungsmitglied von Napalm Death mit 13 Jahren, dann das experimentelle Industrial-Projekt Scorn, außerdem Kollaborationen mit Bill Laswell – war von dem Mann aus Birmingham ab Mitte der neunziger Jahre fast zehn Jahre lang wenig zu hören gewesen, bevor er als Film- und Soundkünstler wieder auftauchte und seitdem Museen weltweit bespielt. Sämtliche für »Component Fixations« verwendeten Sounds hat Bullen im eigenen Haus und Garten aufgenommen, um sie dann zu bearbeiten und zu verfremden. Die filigranen elektroakustischen Kompositionen verraten ihre Herkunft nur an wenigen Stellen; vielmehr begegnen dem Hörer fremdartige Soundlandschaften, beeinflusst durch die Musique Concrète von Pierre Schaeffer und Bernard Parmegiani und durch die frühen Synthesizer-Experimente von Morton Subotnick. Anders als viele klischeehaften Formen heutiger »Klangkunst« taugen die Stücke nicht als gefälliges Hintergrundgeplänkel für Vernissagen – Nicholas Bullens Interesse gilt glücklicherweise noch immer dem Rohen und Merkwürdigen, den außergewöhnlichen, mitunter anstrengenden Klängen.

Nicholas Bullen: »Component Fixations« (Type)