Das Dorfexperiment

Er ist das Nervenzentrum der Veranstaltung, die Stimme aus dem Off, der alles kommentierende Moderator und Master of Ceremony. Überall auf seinem Hof sind Lautsprecherboxen angebracht: neben den Kisten voller Pfandflaschen, auf dem Tresen, irgendwo neben dem Lagerfeuer – auf diese Weise ist Jean-Hervé Perons Stimme überall, jeder Besucher kann sich darauf verlassen, noch die leiseste Theremin-Improvisation nicht zu verpassen. Auf dem bäuerlichen Anwesen des Gitarristen und Sängers der Krautrocklegende Faust – gut versteckt, auf Hinweisschilder wurde großzügig verzichtet – fand in diesem Jahr zum zehnten Mal das »Avantgarde-Festival« statt. Experimentelle Musik ab 9 Uhr morgens. Wie herrlich! Nirgendwo sonst wird so penibel auf die Abwesenheit von Trends geachtet, kaum ein anderes Dorf hierzulande dürfte dermaßen aufgeschlossen sein. Bleibt zu fragen, was genau avantgardistisch an einem Festival ist, das nicht gerade radikale Traditionslosigkeit ausstellt. Wir kriegen es noch raus. Im kommenden Jahr.   oko

Der schöne Wörthersee
Kathrin Passig und die Zentrale Intelligenz Agentur unterwanderten den Wettbewerb, Rainald Goetz schnitt sich vor laufenden Kameras in die Stirn – die jährliche Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises im schönen Klagenfurt ist eines der wichtigsten deutschsprachigen Literaturereignisse. Eine Veranstaltung von angestrengter Ernsthaftigkeit, die Nachwuchstalente auf etablierte Größen treffen lässt; ein Medienereignis, das vielleicht schon bald Geschichte sein wird. Denn der Österreichische Rundfunk will »Klagenfurt« 2014 wahrscheinlich nicht mehr ausrichten. Generaldirektor Alexander Wrabetz gab bekannt, der Sender müsse mehr als 80 Millionen Euro einsparen, und die 750 000 Euro teure Veranstaltung am Wörthersee gehöre schließlich nicht zum Kerngeschäft. Glücklicherweise steht den »Tagen der deutschsprachigen Literatur« in diesem Jahr nichts im Wege. Vom 3. bis 7. Juli führt Christian Ankowitsch durch das Programm, die Videoporträts der Teilnehmenden werden wieder gigantisch sein.   oko

Ein furchtbares Lachen
Colin Firth ist ein unauffälliger Typ, klassisch, schlicht, elegant. Seine schauspielerischen Fähigkeiten waren zuletzt besonders in »The King’s Speech« und »A Single Man« zu bewundern. Wie zum Teufel kann man auf die Idee kommen, einer solchen Größe jemanden wie Cameron Diaz zur Seite zu stellen? Wieso werden wir dazu genötigt, ihr schrecklich geschauspielertes Texanisch anderthalb Stunden zu ertragen? Und welche Rolle genau spielen die doch eigentlich geschmackssicheren Coen-Brüder bei all den drittklassigen Witzen und Slapstick-Nummern, die »Gambit – Der Masterplan« versammelt? Sie haben das Drehbuch geschrieben, mehr nicht. Ganz sicher. Denn ansonsten wäre das Remake von Ronald Neames Gangsterkomödie aus dem Jahr 1966 (damals mit Michael Caine und Shirley MacLaine besetzt) deutlich besser ausgefallen. Schade eigentlich, denn die Geschichte ist gut. Schön vermasselt, Michael Hoffman. Einzig Alan Rickman spielt das britische Unternehmerscheusal wenigstens halb witzig.   oko

Stecken und Umbauen
Einiges kommt wieder, anderes verschwindet nie und schlägt dann, ganz unerwartet, mit voller Wucht zu. Lego kommt bald ins Kino. Ein gelbes Männchen wird die Welt vor einem bösartigen Gangster retten, der den finsteren Plan verfolgt, alle Steine zusammenzukleben. Regie führen Phil Lord und Chris Miller, die auch »Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen« und »21 Jump Street« gemacht haben. Es kann ja nur gut werden!   oko