»Krasse Kunden«

Im vergangenen Jahr wurde die Punkband Feine Sahne Fischfilet im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern erwähnt. Das Innenministerium des Landes hat nun in einem Schreiben darauf hingewiesen, »dass die Gruppe Feine Sahne Fischfilet eindeutig die Kriterien einer sogenannten linksextremistischen Bestrebung erfüllt«. Dies habe das Oberverwaltungsgericht (OVG) Greifswald bestätigt. Die Jungle World hat mit Monchi, dem Sänger der Band, gesprochen.

Was sagt ihr dazu, dass das Ministerium bundesweit mit dieser Information hausieren geht?
Das Ministerium scheint angekotzt zu sein. Die Töchter seiner Angestellten hören ihren eigenen Aussagen zufolge unsere Musik und gehen auf unsere Konzerte.
In der Urteilsbegründung heißt es, ihr unterscheidet zwischen staatstragendem und nicht staatstragendem Antifaschismus. Verstößt das gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung?
Keine Ahnung. Für mich ist klar, dass ich nicht beim Spiel »gute Antifaschisten, böse Antifaschisten« mitmachen werde.
Das OVG wirft euch vor, Begriffe wie Staat und Nation nicht im rechtlichen oder politikwissenschaftlichen Sinn zu benutzen.
Keine Ahnung, was die damit meinen. Wir beurteilen das, was wir sehen. Ich sehe einen Staat, der nach tagelangen Pogromen in Lichtenhagen auf nichts anderes kommt als auf die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl. Ich höre 20 Jahre nach Lichtenhagen schon wieder irgendwelche Innenminister von »Asylantenfluten« reden, sehe, dass dieser Staat Behörden finanziert, die ­Nazigruppen aufbauen und deren Taten nicht nur verschleiern, sondern auch teilweise erst ermöglichen.
Ist das staatliche Prädikat »linksextrem« eine Auszeichnung, ein Stigma oder gute Werbung?
Wir stehen zwar noch im Gespräch mit unserem Anwalt, ob wir vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Aber solange können wir erstmal einen auf krasse Kunden machen. Wenn es Geld dafür geben sollte, nehmen wir es gerne. Dann hauen wir einen Teil bei der »Fusion« auf’n Kopf und den restlichen Teil bekommt die antirassistische Kampagne »Stop it. Alle Lager schließen« aus Mecklenburg-Vorpommern von uns.
Wie viele Platten habt ihr verkauft, seit das Innenministerium für euch das Marketing übernommen hat?
Können wir nicht genau sagen. Wir mussten das Album ein paar Mal nachpressen lassen.